Band

Gruppe AUFWIND gibt es seit 1984. In der Dreierbesetzung Claudia Koch, Hardy Reich und Andreas Rohde entstanden mehrere Programme mit jiddischen Liedern. Es folgten Reisen zu den Stätten ostjüdischen Geisteslebens in Polen, Rumänien, Ungarn und eine eingehende Beschäftigung mit der jiddischen Sprache, Geschichte und Kultur. Im November 1987 wurde die Gruppe Preisträger bei den 9.Tagen des Chansons in Frankfurt/Oder. 1988 kamen der Klarinettist Jan Hermerschmidt und ein Bassist zur Gruppe. Von da an wandte sich AUFWIND verstärkt der Klesmer-Musik zu.
1989 lernte die Gruppe den Klarinettisten Giora Feidmann kennen und wurde im Folgejahr als erste ausländische Gruppe zum renommierten Klezmerfestival nach Safed (Israel) eingeladen, wo mehrere gemeinsame Konzerte mit Feidmann stattfanden.
1988 bis 90 arbeitete AUFWIND mehrmals mit dem Schauspieler Gerry Wolff zusammen. Dabei entstanden zwei Fernsehproduktionen und eine Theaterinszenierung am Berliner "Theater im Palast". Von 1992 bis 95 wirkte die Gruppe bei der erfolgreichen Inszenierung von "Ghetto" und 1994/95 bei "Schneider und Schuster" (beide von Joshua Sobol) am Berliner "Maxim-Gorki Theater" mit. Seitdem gab es zahlreiche weitere Theatermitwirkungen von Musikern der Gruppe.
AUFWIND konzertierte auf vielen nationalen und internationalen Festivals z.B. in Toronto auf dem größten Klesmer-Festival der Welt, unlängst auch in Südamerika, Lissabon, Istanbul und Brüssel und wurde in einem ausverkauften Konzert am New Yorker Broadway gefeiert. Das englische Magazin Classic CD führte die 1996er CD "Awek di junge jorn" unter den Top 12 Klezmer CDs, mehrere CD Produktionen der Gruppe wurden zum Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.

Jiddisch / Klesmer

Der russische Komponist Dimitrji Schostakowitsch sagte einmal über die jüdische Musik: "Jede Volksmusik ist schön, aber von der Jüdischen muß ich sagen, sie ist einzigartig!" Gerichtet war dieses große Kompliment an eine Tanzmusik, die fröhlich und traurig zugleich ist. Eine Musik, die von Herzen kommt und zu Herzen geht. Die trotz erfrischendem Schwung, trotz mitreißendem Rhythmus und eingängiger Melodien immer auch die tragischen Seiten des Lebens beleuchtet.
Klesmermusik ist die Instrumentalmusik der osteuropäischen Juden. Sie hat sich über die Jahrhunderte entwickelt und enthält viele Elemente aus der Volksmusik Osteuropas. Die langsame Hora, die sehnsüchtige Dojna, der heiße Bulgar und die schnelle Sirba vereinen sich zu einer Gebrauchs- und Festmusik, die allen Gefühlen gerecht wird. Ursprünglich wurde Klesmermusik von fahrenden Musikanten gespielt, die von Dorf zu Dorf zogen. Sie erklang und erklingt vor allem auf Hochzeiten, Festen und Feiertagen außerhalb der Synagogen.
Das Wort "klezmer" besteht aus den aramäischen Stammsilben "kli" und "zemer", übersetzbar als "Gefäß des Liedes". Es meinte ursprünglich den Musiker, wird inzwischen aber auch zur Bezeichnung des musikalischen Genres verwendet. Die Schreibweise "klezmer" stammt aus dem Amerikanischen, in dem das "z" für ein stimmhaftes "s" steht. Im deutschen Sprachraum ist daher auch die Schreibweise "klesmer" sinnvoll.
Die jiddische Sprache entwickelte sich aus dem Mittelhochdeutschen. Gezwungen durch Pogromwellen in den deutschen Ansiedlungsgebieten wanderten Juden im 15. Jahrhundert in großer Zahl nach Polen. In dem von hebräischen Worten durchsetzten Mittelhochdeutsch begannen slawische und romanische Worte aufzutauchen. Im Sprachgebrauch osteuropäischer Juden, die nach Amerika ausgewandert sind, wurden Schritt für Schritt slawische Worte durch englische Worte ersetzt. Neben der jiddischen Literatur gibt es eine Vielzahl von jiddischen Volksliedern. Jedes dieser Lieder ist eine Liebeserklärung an eine Sprache, die Ghettos und Lager überlebt hat.

Alben

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine, Chor; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - B-Klarinette, Chor; Janek - Bass, Chor

Das Standardnachschlagewerk des Klesmerrepertoires „The Ultimate Klezmer“, herausgegeben 2001 von Josh Horowitz, beruht auf einer als „International Hebrew Wedding Music“ von Wolff Kostakowsky im Jahr 1916 editierten Notensammlung. Viele Instrumentalstücke dieser CD stammen aus diesem Buch.

A schejnem masl-tow
wintschn mir ajch ale tog,
gliklech un frejlech soln mir ale sajn.
Gliklech un frejlech soln mir ale sajn,
trinkt-ssche ojss dem becher wajn.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine, Chor; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - B-Klarinette, Chor; Janek - Bass, Chor

Gwald wu nemt men, wu nemt men, wu nemt men-
a lokschnbret zu katschn di warnitschkiss?
On hejwn un on salz, on fefer un on schmalz.
A lokschnbret zu katschn di warnitschkiss?

Gwald wu nemt men, wu nemt men, wu nemt men-
a tepl ojf zu kochn di warnitschkiss?
On hejwn un on salz, on fefer un on schmalz.
A tepl ojf zu kochn di warnitschkiss?

Gwald wu nemt men, wu nemt men, wu nemt men-
a mejdele zu machn di warnitschkiss?
On hejwn un on salz, on fefer un on schmalz.
A mejdele zu machn di warnitschkiss?

Gwald wu nemt men, wu nemt men, wu nemt men-
a bocher ojfzuessn di warnitschkiss?
As ich bin alejn on salz, on fefer un on schmalz.
A bocher ojfzuessn di warnitschkiss?

Musik:
traditionell ·
Text:
traditionell / Hardy Reich ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Lomir sich farschikern mit libschaft un mit wajn,
der ssod fun ale ikern is nor a mentsch zu sajn.
Doss lebn fun unds alemen gedojert blojs a scho,
to lomir gornit schanewen kolsman mir sajnen do.

Fun wanderen farscholtene geblibn sajnen mir,
mit harzn geschpaltene mit ssudnss on a schir.
Far ale undsere lajdn hot geton di sun a schajn,
izt lomir sich farschikern mit libschaft un mit wajn.

Lomir sich farschikern mit maschke un mit jasch,
oftmol hazi-palinka un efscher a bissele hasch.
‘ss is asoj zukersiss un take mole-chejn,
to lomir sich farschikern mit libschaft un mit wajn.

Musik:
traditionell / Dave Tarras (1897–1989) ·
Arrangement:
Hermerschmidt
Claudia - Violine; Hardy - Banjo; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Gortschize ist keine Ortschaft, sondern das jiddische Wort für Senf. Dessen würzige Schärfe, sowie seine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung macht ihn in der jüdischen Küche unentbehrlich. Musikalisch anregend wirkte er auch auf unseren Klarinettisten Jan, der die einleitende Hora (Nova) arrangierte.
Danach folgt ein nicht nur rhythmisch bearbeitetes Tanzstück von einer Aufnahme aus dem Jahr 1949 der amerikanischen Klarinettistenlegende Dave Tarras. Für den griechischen Markt nannte er es Galatas, das jüdische Pendant ist als Sejdns tanz (Großvaters Tanz) zu hören.

Musik und Text:
traditionell (chassidisch) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Mandoline, Chor; Andreas - Bandonion, Chor; Jan - B-Klarinette, Chor; Janek - Bass, Chor

Essen, schlafen und trinken brauchen keine Willenskraft, aber beten und lernen schon!

Essn esst sich, trinkn trinkt sich, woss sol men ton as ess dawnt sich nit.
Essn esst sich, schlofn schloft sich, woss sol men ton as ess lernt sich nit.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette; Janek - Bass

Viele Namen gibt es für gefüllte Kohlblätter: Roulade, Involtino, Weißkohlwickel, Prakkes, Geluzpes – oder auch Holischki. Gefüllt werden sie mit Fleisch, Fisch oder beispielsweise mit Buchweizengrütze als vegetarische Variante. Die universelle Grundidee trug sicher zu ihrer großen Verbreitung, nicht nur in der jüdischen Küche, bei.
Die musikalisches Füllung in unserem Wickel besteht aus vier verschiedenen Stücken des „Ultimate Klezmer“.

Musik und Text:
Isidor Lillian (1882–1960) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Sogt woss essn jidn mit grojss chejschek baj jenem zi baj sich alejn in schtib.
‘ss is parewe, nit milchikss un nit flejschikss, nor a majchl woss a jeder jid hot lib.
Sogt woss is a jeder frojss ambitsje, me hot ess lib, me wejsst take farwoss.
‘ss is a jiddisch majchl mit tradizie - un jedn erew schabbess esst men doss:

Gefilte fisch, gefilte fisch -
‘ss is a majchl woss hot tojsnt tamen,
‘ch hob zuerscht farsucht doss baj majn mamen,
is es tajer, is ess wojl - a majchl far dem folk jisroel,
essndik zegejt ess sich in mojl.
Di gefilte fisch sej senen jiddisch.
Me kumt fun schul, me schtelt sich machen kidisch.
In schtib is schejn un rejn un frisch me sezt sich zum gedektn tisch
un men derlangt gefilte fisch.

Der unger hot lib gulasch mit paprika, der polak hot lib bigos flejsch mit brojt.
Baj dem russ is a rojter borscht der iker un der jekke hot lib „Klöße“ mit krojt.
A mamelige glajchn di rumener un der grusiner hot lib a schaschlik.
Nor woss git is wejssn sej nit kejner un aderabe jidn sogt mir woss is git?

Gefilte fisch, ...

Musik:
traditionell / Dave Tarras (1897–1989) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette, Blockflöte; Janek - Bass

A ssude in Bukarest nennen wir die Schäfer-Ballade (balada miorita), die Claudia auf einer 1984 in Rumänien erschienenen Schallplatte mit dem Titel „The wonderful panpipe of Radu Constantin“ hörte. Radu Constantin ist ebenso wie der bekanntere Gheorghe Zamfir Schüler der rumänischen Panflötenlegende Fanica Luca. Second Ave frejlechs (auch als Second Avenue Square Dance bezeichnet) hörten wir auf Aufnahmen von Dave Tarras aus dem Jahr 1950.

Musik:
Rubin Doctor (1882–196?) ·
Text:
Rubin Doctor / Hardy Reich ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Baßklarinette; Janek - Bass

Ich wejss fun a guter ssach
woss is gut far ale glajch
tschikn, tschik- tschik- tschik tschikn.
Gejt ir af a ssimche, a briss,
esst nor nit kejn flejsch, kejn fisch,
nor tschikn, esst nor a tschikn.

Kejnmol wert ir sich baklogn,
drejen wert ajch nit der mogn
un bajm harzn wert ajch kejnmol drikn.
Libe mentschn, folk, majn frajnt,
wilt ir sajn gesunt un fajn,
esst tschikn, esst nor a tschikn.

Tschikn, tschik- tschik- tschik tschikn,
‘ss is a majchl woss wert ajch derkwikn.
A pulke, fiss, a schtikl bejlik,
‘ss is geschmak a jeder hejlik,
tschikn, tschik- tschik- tschik tschikn.

Hajnt is nebech alz fardrejt,
me cholemt fun gesunterhejt,
gesunt, gesunterhejt.
‘ch fil asoj farzwejflt sich,
tofu ligt izt ojfn tisch,
nit tschikn, oj nit tschikn.

Kejnmol wert ir sich baklogn,
drejen wert ajch nit der mogn
un bajm harzn wert ajch kejnmol drikn.
Libe mentschn hert sich zu:
esst nor tschikn nit tofu,
esst tschikn, esst nor a tschikn.

Musik und Text:
Patsy Abbott (1921–2001) / Ben Jaffe / Adam R. Levy ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Percussion; Jan - Baßklarinette; Janek - Bass

‘ss is do werter in jiddisch, woss in englisch tojgn sej nit,
nem le-moschl in english „to/for“– in jiddisch sogt men schit.
Schit arajn- mach es tasty, schit arajn- oj mit bejzi',
schit arajn- ‘ss sol der zung gefeln.
Schit arajn a bissl salz, schit fefer ojchet un di schmalz,
schit arajn- fun dem welen sej kweln.
Kenst lejsn kochn-bicher baj di dozens,
wifil salz un fefer darf men opmesstn gich.
Wen emezer woss wejsst wolt mir gelosn,
hern wesstu woss ich ken fargessn nit.
Schit arajn bis zum tam, schit arajn sogt majn mum, schit arajn.

‘ch flejg essn knejdlech, kreplech, gefilte fisch, kasche or a potato knish,
blinzess, a geschmake warnik-borscht, warnitschkiss, esst a jid
a p(e)tscha, it can‘t be beat, far klepn in a gitn schtikl borscht.
A majchl far di bajchl, oj sej nor wi me fresst-
geschmak majn mamess kochn, di besst is fun di welt.
Men schit arajn mit a schmenje, schit arajn Henja-Penja,
schit arajn- koch op an antikl.
Schit arajn- nor a bissl, schit nit on a ganze schissl,
schit arajn- gib mir ojch a schtikl.
Wajl schitn darf men, ale kenen, nischt zu fil, dem mojl sol brenen,
schit arajn …

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Reich / Koch
Hardy - Mandola, Gesang; Jan - Baßklarinette

Ich gej mir fun schenk ojss, der kop drejt sich mir.
Gejt arojss majn plejnisste un schelt mir.
Woss is dajn dajge, dajn dajge is zum top.
Ich nem bald a benkl un gib dir in kop.

Lewune, lewune woss lachsstu fun mir.
Zi bisstu nit schiker noch erger far mir.
As ich nejg ojss di ofn un dem zwejtn farmach,
a levune sol sajn schiker un asa lichtike nacht.

Musik:
Claudia Koch / traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Petruschke/Petersilie (lat. Petroselinum crispum) ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler und gehört zu den Küchenkräutern. In der jüdischen Küche wird sie beispielsweise für Hühnersuppe, Salate, Soßen und gefüllten Fisch verwendet. Vorher muß sie jedoch gekoschert werden, das heißt alle Blätter müssen von Insekten und Käfern befreit werden, um den Speisegesetzen zu genügen. Die einleitende melodische Hora wurde von Claudia geschrieben, den anschließenden Bulgar fand sie im „Ultimate Klezmer“.

Musik und Text:
Benzion Witler (1905–1961) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Ir mejgt mir glojbn oder nejn,
nor ich sog ajch as asoj is doss gewejn.
Ich wejss nit zi ir wert farschtejn, gewejsn is doss sejer schejn,
mit majne ejgene ojgn hob ich doss gesejn.
Ich wel ajch alz derzejln bald, gewejsn is doss a gwald-
ir mejgt mir glojbn oder nejn.
Lechajim Jankele, lechajim.
Izt hert sich ajn, is asoj gewejn di majsse:

Der rebe hot sich geschoklt Schimenessre un sich gekwikt,
un di rebezn mit der schiksse hobn a sok geschtrikt,
a fajerl hot gebrent unter dem ssamowar,
un doss fejgele in dem schtajgl hot gepischtschet tralala.

Ir mejgt mir glojbn oder nejn, nor ich sog ajch as asoj is doss gewejn.
Lechajim jidn lechajim. ‘ss is asoj gewejn di majsse:

Di rebezn hot sich geschoklt Schimenessre un geschtrikt,
un der rebe mit der schiksse hobn sich gekwikt,
doss fejgele hot gebrent unter dem ssamowar,
un doss fajerl in dem schtajgl hot gepischtschet tralala.

Ir mejgt …
Lechajim …, oj bin ich farschnjoschket.

Di schiksse hot sich geschoklt Schimenessre un sich gekwikt,
un di rebezn mitn fejgele hobn a ssamowar geschtrikt,
a sok hot gebrent un der fajerl hot asa …
un der rebe in dem schtajgl hot gepischtschet tralala.

Ir mejgt …
Oj bin ich farknakt, ess schoklt bisslech asoj, hert sich ojf zu schoklen!
Is asoj gewejn di majsse:

Doss fejgle hot sich geschoklt Schimenessre un sich gekwikt,
un der tralala hot a rebezn geschtrikt,
der rebe hot gebrent unter der schiksse ot a...ot a...oj bin ich farkrochn
un doss schtajgl in dem fajerl hot gepischtschet tralala.

Ir mejgt …

Musik:
Heinrich Hoffmann (1809-1894) ·
Text:
traditionell/Koch ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Es-Klarinette, Gesang; Janek - Bass, Gesang; Christian - Schlagzeug

Er gaukelt und schaukelt, er trappelt und zappelt auf dem Stuhle hin und her. "Philipp, das missfällt mir sehr!"

Cigansko Oro - Zigeunertanz - nennt sich das einleitende Instumentalstück. Die Melodie verdanken wir der Berliner Gruppe Kasbek, die sie bei mazedonischen Hochzeitsmusikern aus der Stadt Stip hörte. Tupendik (Melodie von Claudia) ist Teil der Zappel-Philipp Geschichte aus der jiddischen Übersetzung des bekannten Struwwelpeter Buches. In der jiddischen Übersetzung von Charles Nydorf und Elinor Robinson heisst der Struwwelpeter Pinje Schtrojkop und der Zappel-Philipp Zapl-Fajwisch. Das Verhalten des Jungen bezeichnet man heute als Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. Anders interpretiert unser Sänger Hardy den Text, denn er empfiehlt, man solle "immer schön unartig sein".

Tupendik, schtupndik, er drejt sich, zeschprejt sich ojfn benkl, ´hin un ´her. "Fajwl, ss´ergert mich doch sejer!"

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Eine trotzige junge und schöne Gänsehirtin verweigert sich heiratstechnisch einem uralten und reichen Geldsack mit Immobilienbesitz.

Jüdische Mädchen wurden häufig schon sehr früh verheiratet. Oft mit einem gleichaltrigen Knaben. Mitunter jedoch auch mit einem sehr viel älteren Mann. Mitgift und Aussteuer waren entscheidender als echte Zuneigung. Auflehnung dagegen bedeutete zumindest starke Konflikte, so dass der Erfolg der Weigerung des Mädchens aus dem Lied zweifelhaft ist.
Die Quelle des Liedes, eine Liedersammlung aus den 1980er Jahren, trägt zu Recht den Titel "Die schönsten jiddischen Liebeslieder".

Dort bajm tajchl, nit wajt fun dem schtetl,
paschet di gendselech a mejdele gor schejn,
di ojglech glanzn, ojf lipelech a schmejchl,
singt si a lidele ojf ahejm zu gejn:

Haila, haila, haila, haila,
lojft-ssche gendselech ahejm, ahejm, ahejm!

Der alter goner, er meg afile plazn!
Wel ich im nit nemen, nejn un nejn un nejn.
Woss tojgn mir sajne rajche palazn?
As ich bin noch asoj jung un schejn...

Musik:
Claudia Koch ·
Text:
Itzik Manger (1901-1969) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Selbstportrait eines ruhelosen Dichters und Sängers. Resümee, Ausblick und Momentaufnahme zugleich.

Als der jiddische Poet Itzik Manger 1969 in Israel starb, folgten seinem Sarg neben dem Staatspräsidenten auch tausende Menschen. "Glanzvoller ist kein Vagabund beerdigt worden", schreibt Alfred Kittner in seinen Erinnerungen. "Prinz der jiddischen Ballade" oder auch "Chagall der Worte" wurde er genannt..

Ich der trubadur, der wint un di hur,
mir schtejen bajm tunkelen nacht-lamtern
un winken mit rojte tichlen: adie,
du undser schlimasl, undser schtern!
Mir gejen ojf tomed awek fun danen,
noch ejder der korn is zajtik geworn,
noch ejder di blumen weln farwjanen.

Ich der trubadur, der wint un di hur,
mir hobn di schejnkajt in keler gebojrn.
Izt schtejen mir ale farmatert un mid
fun ejgenem guf, fun di schtern, dem lid
awek zu di tunkele tojern,
noch ejder der korn is zajtik geworn,
noch ejder der hober is zajtik zum schnit.

Un efscher wi schtile un blajche ikonen
in wajsse september-necht weln mir schtejn
in ajere winklen, nischt gesen un alejn,
un mit trojerike finger klapn, dermonen,
as undsere lebnss hobn farblit,
noch ejder der korn is zajtik geworn,
noch ejder der hober is zajtik zum schnit.

Musik:
traditionell / Sam Musiker (1916-1964) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Banjo ; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette, B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Musikalisches Gipfeltreffen der Klesmermusik: die Musiken zweier bedeutender Klesmer-Klarinettisten treffen hier zusammen. Eingangs Naftule Brandweins Paradestück "Hejsser tartar" (auch "Hejsser tartar tanz" oder nur "Der hejsser" genannt) von einer Aufnahme vom 17. Juli 1924. Der aus einer osteuropäischen Klesmerdynastie stammende Brandwein (1889-1963) war nicht nur ein einzigartiger Klarinettist in Amerika, sondern auch eine schillernde Figur und für seine abgefahrene Bühnenshow berühmt.
Abschliessend eine Komposition des ebenso virtuosen Sam Musiker, im wahrsten Wortsinn aus einer Musikerfamilie stammend und Schwiegersohn eines weiteren berühmten Klarinettisten des vorigen Jahrhunderts: Dave Tarras.

Musik:
traditionell ·
Text:
Israil Bercovici (1921-1988) ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - B-Klarinette, Gesang; Janek - Bass, Gesang; Christian - Schlagzeug

Spannt den Wagen an, wir ziehen los. Lasst uns Lieder singen und Geschichten erzählen, die Trost und Hoffnung bringen. Das ist das Schicksal des Schauspielers. Möge der Vorhang niemals fallen.

Der in ganz Osteuropa bekannte sowjetrussische Spielfim "Das Zigeunerlager zieht in den Himmel" besticht durch seine einzigartig schöne Musik. Ein kleines Mädchen singt im Film das Roma-Lied nane zocha. Wir verknüpften die Melodie mit Versen des Dichters, Literaturhistorikers und langjährigen Chefdramaturgen des Bukarester Jüdischen Staatstheaters Israil Bercovici. Eine Melodie und ein Text von fahrenden Völkern, die aufeinander gewartet zu haben scheinen.

Schpant dem wogn, lomir forn,
iber schtet un schtetlech
bald, ot bald, falt zu di nacht
un ss’wet wern schpetlech.

Lomir firn undser wort
in di wajtsste erter
ss’is der gojrl fun aktjor
schojn asa bascherter.

Jidn wartn ojf a lid
kegn nojt un wejen
lomir brengen sej doss lid
woss sol sej derfrejen.

Lomir brengen sej di trejsst
in a najem nign
efscher wet doss lid - wer wejsst? -
aldoss bejs basign.

Lomir wajsn sej a welt,
mit trern un gelechter,
wu ess wert zum ssof balojnt
tomed der gerechter.

Ale mol kumt on a wint
hojbt on wojen – schaln
un dekt ojf alz naje "sind"
un hejsst dem forhang faln...

Sol doss wort woss kumt fun harz
undser lid zeschaln
lomir ophitn getraj
as der forhang sol nischt faln!

Musik:
Ben Jaffe ·
Text:
Patsy Abbott (1921 – 2001) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang, Violine Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Die ganze Woche freue ich mich auf den Freitag. Denn am Freitag tut man es hinein und holt es erst Sonntag wieder heraus. Davon kann ich einfach nicht genug bekommen. Wo gibt´s denn so was? Ich rede nicht von Krankheiten und es ist auch nicht das, was ihr denkt. Sondern von etwas sehr Leckerem: Mutters Tscholent Speise.

Dieses hintersinnige Lied fanden wir auf einer amerikanischen Schallplatte mit dem bezeichnenden Titel "Yiddish songs mama never taught me". Tscholent bezeichnet eine Reihe von Gerichten der jüdischen Küche, die sich dadurch auszeichnen, dass sie auf kleinstem Feuer über viele Stunden köcheln. Die Entstehung dieser Gerichte ist durch die Sabbat Gesetze bedingt, die es untersagen, am Sabbat ein Feuer zu entfachen. Hinter dem harmlosen Kochrezept verbirgt sich daneben eine tiefe -bewundernswert langanhaltende- zwischenmenschliche Berührung.

Me lejgt arajn on frajtik un suntik nemt men ess arojss.
Ess is gewejn a fargenign, a mechaje take grojss,
wu ken men doss gefinen- in welchn schtot in welchn hojs,
arajnzulejgn frajtik un suntik zu nemen arojss...

Ir flegt wartn far dem frajtik, wartn a ganze woch,
ich ken doss nischt fargessn, ich gedenk es noch.
Montik flejg ich waschn, dinstik flejg ich zekrazn,
mitwoch is gewejn a langer tog.
Donerschtik der kop flejg drejen bis frajtik wen ich ken sich frejen,
hert sich zu oj mentschn woss ich sog.

Mentschn kenen denken, as ich redt fun krenkn,
ober wos ich mejn is nischt ojf woss ir tracht.
Ich redt fun epess moletamim, fun dem ken men sich nit farssamen,
ich redt fun tscholnt wi majn mame hot gemacht...

Musik und Text:
Pinie Goldsten ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Ich kenne einen reichen Mann, der schon alles zu besitzen glaubt. Doch was taugt so ein Leben? Meine Nachbarin denkt, mich mit ihrem Geld zu sich locken zu können, doch ich sage dazu nur: das Rad dreht sich unaufhörlich weiter und schon morgen kann sich alles geändert haben und der Reichtum bei mir sein.

Doss rejdele fanden wir auf einer Schallplatte des legendären Labels Tikva Records. Pinie Goldsten und seine Partnerin Anna Rappel präsentieren sich hier "Lebedik un yiddish" und bieten "Humor From South America" mit musikalischer Unterstützung vom "Orchestra Ernesto Honigsberg".

Doss rejdele drejt sich, ess drejt sich arojf un arop.
doss rejdele drejt sich, ess drejt sich un schtelt sich nischt op.
Nechtn bisstu gor gewen a gewir
un hajnt is doss ganze farmejgn baj mir.
Wajl doss rejdele drejt sich, doss rejdele drejt sich
ess drejt sich un schtelt sich nischt op.

Ich ken a gewir er is rajch on a schir
un er hot asa kupe gelt.
Er lejbt nischt, er schtarbt nischt, er gejt nischt, er schtejt nischt,
er mejnt as er hot schojn di welt.
Nor ss’wet kumen der tog wet zu im sajn a klog
un di rod wet sich onhejbn zu drejen
woss tojgt asa lebn nor nemen nischt gebn
derfar sing ich im dem refrajn.

Men lojft un men jogt sich men schtupt un men schlogt sich
ess is a meschugene welt.
Nemt majn schchejne zipe, a wajbl a klipe,
nor si hot, wej is mir, a ssach gelt.
Si hot ambiziess, si macht proposiziess
zu blajbn mit mir gor alejn
si hejbt on derzejln kajn gelt wet nischt feln
un ich sing ir ot dem refrajn.

Musik:
Bernardo Stalman (1910-2004) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Banjo; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Shalom ist der Titel einer Schallplatte, die wir aus Argentinien mitbrachten. Am Besten gefiel uns darauf das Stück Freilach de papa, geschrieben von Berel Stal, der mit seinem Orchester die Schallplatte eingespielt hat. Unter der Namensvariante Bernardo Stalman war er als Geigenvirtuose, Arrangeur und Filmkomponist tätig. Auch komponierte er Tangos und veröffentlichte Schallplatten mit dem berühmten Bandonionspieler Astor Piazzolla.

Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Blockflöte; Janek - Bass

He ihr Ziegen, ich will euch eine Geschichte erzählen. Sie beginnt mit einem Hirten, der von einem Mädchen verzaubert wird. Der Hirte war früher sehr fröhlich, jetzt hat er keinen Blick mehr für die Herde. Am Ende sind die Tiere verwaist, der Hirte liegt am Grund des Flusses, und am Ufer weint das Mädchen.

Dieses traurige Lied wurde von einem der bedeutendsten jiddischen Dichter, dem Krakauer Mordechaj Gebirtig, geschrieben. Als Tischler hobelte er tagsüber in seiner Werkstatt und feilte ansonsten an seinen Liedern, die sich schnell verbreiteten und populär wurden. Gebirtig wurde 1942 von einem deutschen Soldaten erschossen.
Die Ziege ist ein oft auftauchendes Motiv in der jüdischen Folklore. Als Symbol von Sühne und Vergebung ist sie bereits biblisch überliefert.

Hej zigelech, kumt aher zu mir geschwind,
a schejn lidele wel ich ojfsingen ajch azind,
fun a passtechl hejbt doss lidele sich on
un a mejdele woss hot kischef im geton.

Hej zigelech, hert woss wajter is geschen,
lustik, lebedik is amol doss passtechl gewen,
hajnt wi umetik, kukt di schefelech nischt on,
benkt nochn mejdele woss hot kischef im geton.

Hej zigelech, hert fun lidele dem ssof:
Wi jessojmimlech blondsschen itzt sajne bidne schof,
tif in tajchele ligt doss passtechl noch hajnt,
un doss mejdele sizt bajm wasserl un wajnt.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Banjo; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - G-Klarinette, Gesang; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Es ist eine seltsame Welt in der es keine Wahrheit gibt und die Gerechtigkeit bankrott ist. Dabei ist die Welt paradiesisch schön und birgt für jeden Glück und Freude.

Auf einer israelischen Kassette des Sängers Henri Gerro hörten wir -eingebettet in einen Monolog mit jüdischem Humor- das Lied, das diesem Stück seinen Refrain und der CD ihren Titel gibt.
Das surrealistisch-anarchistische Lied vom Küken ist russischer Herkunft und dort sehr verbreitet. Russische Matrosen sollen es um 1920 erstmals gesungen haben. Die deutsche Nachdichtung stammt von Peter Waschinsky.

Ess is a modne welt, ess is a modne welt
nischto kajn emess derlign ekssisstirt.
Ess is a modne welt, ess is a modne welt
ess hot der jojscher in ganzn bankrotirt.
Di welt is schejn gor a ganejdn, ess is faran
fil glik un frejd far jedn ejnem umgegrejt-
ess is a modne welt, ess is a modne welt
ess hot der jojscher in ganzn bankrotirt.

Erst Küken röchelte, dann Küken köchelte-
auch Küken wollen leben.
Man hat verhaftet es und man bestrafte es-
wo ist Passport- gleich übergeben.
Kein Pass dann zahlen, sonst Folterqualen-
erst Knast dann Topf wozu Protest.
Aus Strafvollzugsanstalt kein Ton nach draussen
hallt- und weiter weiss ich nicht den Text.

Musik:
traditionell/Koch ·
Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang 5.+6. Stophe; Hardy - Gesang 1.+2. Stophe; Andreas - Gesang 3.+4. Stophe; Jan - Baßklarinette; Janek - Gesang

Verschiedene Tiere verrichten untypisch wundersame Tätigkeiten.

Kinderlied, das in mehreren Liedersammlungen und Varianten überliefert ist. Claudia komponierte dazu eine zweite Strophenmelodie und bearbeitete es als Bassklarinettenacapella.

Hob ich a por okssn, woss sej brokn lokschn
ach wunder, iber wunder
wi di okssn brokn lokschn
doss is mir a wunder.

Hob ich a por bern, woss sej schtiber kern
ach wunder, iber wunder
wi di bern schtiber kern
doss is mir a wunder.

Hob ich a por fejgelech, woss sej bakn bejgelech
ach wunder, iber wunder
wi di fejgelech bakn bejgelech
doss is mir a wunder.

Hob ich a por ferdlech, woss sej puzn zejndelech
ach wunder, iber wunder
wi di ferdlech puzn zejndelech
doss is mir a wunder.

Hob ich a por zign, woss sej kinder wign
ach wunder, iber wunder
wi di zign kinder wign
doss is mir a wunder.

Hob ich a por hintlech, woss sej machn tintlech
ach wunder, iber wunder
wi di hintlech machn tintlech
doss is mir a wunder.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Zu den Standardnotensammlungen "The Compleat Klezmer" (Henry Sapoznik / Pete Sokolow) und den umfangreichen Sammlungen des russisch-jüdischen Musikethnologen Mojsche Beregowski (1892-1961) gibt es seit 2001 noch eine verbale Steigerung: "The Ultimate Klezmer" (Josh Horowitz / Wolff Kostakowsky). Unsere Koalamaike ist eine Zusammenstellung von Stücken aus dieser Sammlung. Eingeleitet wird sie jedoch von einem ukrainischen Volkslied, welches auch als Gregor-Lied mit bewegter Vergangenheit überliefert ist. Es folgen eine Kolomejke und ein rhythmisch bearbeitetes russisches Stück mit dem Namen Lizginka, was auf die geografische Herkunft der Melodie hindeutet.

Musik:
Hermann Leopoldi (1888-1959) ·
Text:
Rudolf Skoutajan (1898-1982) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang; Hardy - Gesang, Banjo; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass; Christian - Schlagzeug

Hermann Leopoldi (eigentlich Hermann Kohn) wurde 1888 in Wien geboren. Früh erlernte er das Klavierspielen und hatte bereits mit 16 Jahren eine Anstellung als Klavierbegleiter. In den Folgejahren wurde er als Komponist und Klavierhumorist schnell bekannt. 1938 kam er ins Konzentrationslager, wurde aber bald freigekauft und emigrierte nach Amerika. Nach seiner Rückkehr 1947 nach Wien konnte er an die früheren Erfolge anknüpfen.
In Deutschland wurde das Lied durch den Wiener Künstler André Heller bekannt, der oft auch für den Autor gehalten wird. Seine Version von 1975 endet mit dem rätselhaften Satz: "Ein Bundesland für ein Pferd!" Als Mitbringsel für Leopoldis Geburtsstadt studierten wir das Lied für das KlezMore Festival 2006 in Wien ein.

Minnesota, Hiawata, Manitou, der Himmelsvota,
schuf die Liebe und den Suff.
Piffalapuff, uff, uff, uff!

Ein Sioux-Indianer, ein ganz ein feiner klaaner,
sah eines Tages eine Squaw, so jung und fesch, er war ganz baff!
Er folgte ihrer Fährte, weil er sie so begehrte,
bis in das nächste Jagdrevier. Dort sprach er dann zu ihr:

"Schnucki, ach Schnucki,
fahr´n wa nach Kentucky!
In die Bar Old Shatterhand,
da spielt ne Indianerband!
Dann in die Pampas
auf zwei Flaschen Schampas.
Um halb achte geht der Zug!
Ich hab gesprochen! Hough!"

"Das ist", sprach sie drauf schnippisch,
" für so ein´ Wilden tippisch!
Ich geh doch nicht mit so ´nem Gauch
mit einer Glatze und ´nem Bauch!
Anstatt mir nachzuschleichen,
kauf lieber mir ´nen weichen,
´ nen schicken Indianerschal
und dann sag´s noch einmal:

"Schnucki, ach Schnucki, ..."

"Lässt du dich nicht verführen,
dann werd ich dich skalpieren!"
sprach drauf zu ihr der rote Mann,
" weil ich das ausgezeichnet kann!
Sag ja, zum letzten Male!
Sonst wirst am Marterpfahle
gemartert du an einem Baum
bei mir in mei´m Wigwaum!

"Schnucki, ach Schnucki, ..."

"Du willst mich wirklich martern?
Das sag ich meinem Vatern!
Wenn ich ihm schreib nach Iowa,
dann is er übermorgen da!
Als Häuptling der Apatschen
wird er dir eine klatschen!
Ach nein das werd` ich nicht riskiern,
lieber lass ich mich verführn!"

"Schnucki, ach Schnucki, ..."

Minnesota, Hiawota, Manitou, der Himmelsvota,
schuf die Liebe und den Suff.
Piffalapuff, jetzt hör´n wa uff!

Musik:
Ben Yomen (1901-1970) ·
Text:
Mojsche Lejb Halpern (1886-1932) ·
Arrangement:
Koch / Hermerschmidt
Hardy - Gesang; Andreas - Bandonion; Jan - B-Klarinette; Janek - Bass

Die Sonne wird hinter den Bergen verschwinden und der Tag mit Stille und Trauer enden. Die Nacht umhüllt alle Sehnsüchte und die Müdigkeit erringt den Sieg.

Der Autor dieses poetischen Abendliedes Mojsche Lejb Halpern wuchs in einer traditionellen galizischen Familie auf. Um dem Wehrdienst zu entgehen emigrierte er 22-jährig nach New York und arbeitete als Autor. Sein unruhiges Leben und seine Schriften waren bestimmt von Melancholie und Schwermut, von Sehnsucht nach Geborgenheit und sozialer Gerechtigkeit. Halpern starb mit 46 Jahren an einem Herzinfarkt.

Di sun wet aruntergejn untern barg,
wet kumen di libe a schtile zu gejn.
Zum umet wos sizt ojf a goldenem schtejn
un wejnt far sich ejner alejn.

Di sun wet aruntergejn untern barg,
wet kumen di goldene pawe zu flien
un mitnemen wet si unds ale ahin,
ahin wu di benkschaft wet zien.

Di sun wet aruntergejn untern barg,
wet kumen di nacht un wet singen lju lju.
Ariber di ojgn wos faln schojn zu,
zu schlofn in ejbiker ru.

Zwanzig Jahre AUFWIND in ein paar Zeilen? Unmöglich. Zu viel verbindet mich mit der Band, zu viele gemeinsame Erlebnisse stehen im Weg, die auf der knapp bemessenen Seite dieses Booklets keinen Platz finden.

Claudia Koch, die Absolventin eines klassischen Musikgymnasiums, Hardy Reich, der sich die ersten Schritte auf der Gitarre bei der Armee beibrachte, Andreas Rohde, der aus der Ostberliner Folk- und Liedermacherszene zur Gruppe stieß und die Band bis heute organisatorisch betreut, und schließlich Jan Hermerschmidt, Musikhochschulabsolvent und gesuchter Klarinettist in verschiedensten musikalischen Genres, hatten sich seit 1984 gefunden und mit unglaublicher Energie Zugänge zur Kultur eines fast gänzlich der Vernichtung anheim gefallenen Volkes gesucht. Als jungen Menschen in der DDR war ihnen der Weg in den Westen versperrt, also suchten sie dort, wo diese Kultur und dieses Volk gelebt hatten: in Osteuropa. Kein leichter Weg für Deutsche, doch sie fanden dort Freunde, die sie bestärkten. Mit dem Fall der Mauer öffnete sich der größere Teil der Welt für sie, ihr erstes westliches Land war Israel, ein Festival in Safed, der heiligen Stadt. Danach die Welt: Europa, USA, Kanada, Argentinien, Chile, Türkei ... Und in regelmäßiger Folge immer wieder neue CD’s. In ebenso schöner Regelmäßigkeit stießen neue Bassisten zur Gruppe: fünf Jahre lang spielte ich selbst bei AUFWIND, Heiko Rötzscher brachte es auf sieben Jahre, mit Thomas Paffrath scheint die Stelle nunmehr endgültig besetzt zu sein. Die Band hat einen sehr individuellen Klang entwickelt, man erkennt AUFWIND nach zwei Takten – nur wenige Gruppen haben das erreicht.

Doch zwanzig Jahre AUFWIND sind mehr als der offizielle Teil. Er kann den Geschmack dieser zwei Jahrzehnte nicht wiedergeben: die Schlangen an der Telefonzelle am Helmholtzplatz, von der aus das Management betrieben wurde, der furchtbare schöne selbstgemachte Wein, die Wegbegleiter (Troyke, Pichowski, Berkovici, Rennert, Riemer, Feidman, Lässig ...), das Streiten, das Lernen, das Touren, "Morgen hau’n wir auf die Pauke", die Liebe, die Krisen, und wieder das Lernen und wieder das Streiten. Den Geschmack dieser Zeit fand ich auf dieser wunderbaren CD, deren Repertoire sich aus den gesamten zwanzig Jahren rekrutiert – neue Stücke und Titel, die vom Publikum bis heute gefordert werden.

Meinen Glückwunsch, AUFWIND, und meinen Respekt! Und irgendwann solltet ihr ein Buch schreiben.

Heiko Lehmann
(Text des CD-Covers, Berlin © 2004)

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette, Gesang; Thomas - Bass

Wo warst du, als ich noch jung war und es mir gut ging? Jetzt bist du da, wo ich alt und arm bin, das Leben ist mies. Ein Liebeslied!?

Diese Melodie war eines der ersten Instrumentalstücke in unserem Repertoire. Anfangs spielten wir die Liedversion zunächst mit Chajm Taubers (1901 - 1972) Text von Motl, der oprejter. Inzwischen kehrten wir zur Urfassung zurück, verbunden mit der instrumentalen Version. Eine frühe Aufnahme dieses Stückes gibt es vom berühmten Klarinettisten Naftule Brandwine (1884 - 1963) vom 17. Juli 1924.

Wu bisstu gewen, as gelt is gewen,
der nadn is gelegn ojfn tisch.
Hajnt bisstu do, as kejn gelt is nito,
doss lebn is geworn asoj miess.

Wu bisstu gewen, as jugnt is gewen,
doss leben is gewen zuker-siss.
Hajnt bisstu do, as di hor sajnen gro,
doss leben is geworn asoj miess.

Wu bisstu gewen, as jugnt is gewen,
doss harz hot mit libe gebrent.
Hajnt bisstu do, as majn kop is schojn gro,
Un ess zitern baj mir izt schojn di hent.

Musik:
Alexander Olschanetski (1892 - 1946) ·
Text:
Jacob Jacobs (1890 - 1977) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Hauptgesang, Mandoline; Andreas - Gesang; Jan - Gesang; Thomas - Bass

Ich bin so in sie verliebt, daß mein Herz kocht, mir schwindlig ist und Lunge und Leber in mir tanzen. Sie ist wie ein Vöglein und meine blühende Blume, ohne sie kann ich nicht leben. Einmal träumte ich so lebhaft von ihr, daß ich mich an sie kuschelte und sie küßte, doch ich erwachte neben meiner Katze. Ich liebe sie und das ist alles.

Aj lajk schi hörten wir auf einer Kassette des Sängers Aaron Lebedeff (1873-1960), erschienen im Jahr 1973 bei Greater Recording. Lebedeff war sowohl ein erfolgreicher Liederschreiber, als auch ein ausdrucksstarker Sänger.

Ich bin an opgekochter, doss se ich schojn akorscht,
baj mir in harzn sid ess wi a galizianer borscht.
Ess schwindlt in di ojgn, der kop wert asoj dil
un majn lung un leber tanzn a kadril.
Si is wi a fejgele woss flit,
si is doch majn blimele woss blit.

Oj, aj lajk schi, oj, aj lajk schi,
si `s majn glik, si `s majn schtrebn.
On ir ken ich gor nischt lebn,
in harzn burtschet alemol.
Ire fisslech, ire sokn - I tell you people it `s no use tokn,
aj lajk schi - un "detss oll!”

Lejg ich mich nor schlofn, cholem ich fun ir,
un mir dacht sich as si sizt schojn noent lebn mir.
Ich fang si on zu kuschn, ich ruf si liber schaz,
ich chap mich ojf derse ich as ich kusch di schwarze kaz.
Ssaj in cholem un ssaj ojf der wach,
wejsst ir libe frajnt nor ejn sach.

Ich sog ajch mentschn do benimess,
si is geschmak wi a mern zimess,
aj lajk schi - un "detss oll!"

Musik:
Lejbu Levin (1914 - 1983) ·
Text:
Naftali Hertz Kon (1910 - 1971) ·
Arrangement:
Möricke / Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Vögelchen, fliege weit fort und finde meinen Liebsten. Sage ihm, ich sehne mich sehr nach ihm und er soll zurückkommen. Denn der Kirschbaum hat inzwischen dreimal geblüht. Ein Mädchen aber blüht nur einmal, dann ist alles vorbei.

Claudia lernte dieses Lied von der Gitarristin Alison Bert bei einem gemeinsamen Programm kennen. Eine Bearbeitung mit der Akkordeonistin Sanne Möricke für die Gruppe Sukke war eine weitere Zwischenstation, bis das Lied schließlich den Weg zu Aufwind fand.
Lejbu Levin schrieb zahlreiche Lieder, die weite Verbreitung fanden. Seine Tochter Ruth Levin lebt in Israel und tritt als Sängerin auf.

Fejgele, fejgele, flisst in der fremd,
doss harz baj mir tut asoj klemen,
ich hob sich noch hajnt nit farkemt, nit farkemt,
far wemen do sol ich sich kemen.

Fejgele, fejgele, flisst in der wajt,
such ojss majn gelibtn, gegartn,
un sog im as umkern sich is schojn zajt,
ich kon schojn asoj fil nit wartn.

Sog im, majn fejgele,
in di wajtsste erter, bin schtendik ich grejt zu im gejn,
oj sog majn gelibtn, oj sog majn baschertn,
as ich bli do alejn un ich wejn.

Er is awek iber berg, iber toln,
der karschnbojm hot schojn geblit amol draj,
a mejdele blit doch blojs ejn ejnzig mol,
dernoch is schojn alzding farbaj.

Musik und Text:
Michel Gordon (1823 - 1890) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette, Gesang; Thomas - Bass

Der Heiratsvermittler ist einmal zu meinem Großvater gekommen um die Hochzeit meiner Eltern auszuhandeln. Man hat lange vergeblich gestritten bis sich ein Glas Schnaps eingemischt hat. Also hat man sich geeinigt und auf der Hochzeit spielten die Musiker affengeilen Klesmerkram. So kam es, daß wegen dem Schnaps meine Eltern zusammen, und ich auf die Welt gekommen bin.

Nur wenige Aufnahmen gelangten bis 1989 über den "Eisernen Vorhang" zu uns nach Ostberlin. Darunter auch eine Platte der New Yorker Band Kapelye aus dem Jahr 1984. Hier hörten wir das Lied erstmals und übernahmen Kapelyes Textfassung, die auf Erinnerungen von Sam Offen an das Jiddische Theater Wien aus den 1920er Jahren beruht. Von der Entstehung her das vermutlich älteste Stück der CD, erstmals publiziert im Jahr 1868.

B´schass der schadchen is amol gekumen zu majn sejdn
dem tatn mit der mamen a schidech redn -
oj, hot men geredt un geredt un geredt, nor umsisst,
bis doss glesele maschke hot sich arajngemischt ...

Zulib maschke hot der tate mit der mame chassene gehat,
men hot getrunkn di maschke a ganzischke nacht ...
Oj, di klesmer hobn geschpilt mit a ganz fajnem ton,
men hot genumen di kale inmitn der kon ...

Zulib maschke hot der tate di mame genumen,
zulib maschke bin ich ojf der welt gekumen, aj da daj ...

Ich gedenk noch, woss is gewen baj majn briss,
di maschke is nit gewen arop fun tisch.
Ale hobn sich gewuntschn a ganz fajnem, a gesuntn masl tow,
as ich sol ojsswakssn a grojsser row.

Musik:
Abraham Ellstein (1907 - 1963) ·
Text:
Itzik Manger (1901 - 1969) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Zwei Musiker fahren im Heuwagen über Land. Sie begegnen einer Ziege, die traurig meckert. Du Närrin, was meckerst du, traurig zu sein ist pfui. Weg mit der Trauer und den Sorgen, wir lachen dem Wind ins Gesicht, denn das Leben ist ein Spaß.

Jidl mitn fidl ist das Titellied eines polnischen Filmes von Josef Green aus dem Jahr 1938. Molly Picon (1898- 1992) spielte darin eine junge Frau, die mit ihrem Vater (Arje mitn bass) als Straßenmusikanten durch das Land ziehen. Um sich Verehrer vom Leibe zu halten, trägt sie Männerkleidung und nennt sich "Jidl". Die turbulente Verwechslungskomödie endet mit Happy End in Amerika.

Iber felder, wegn, ojf a wogn hej,
mit sun un wint un regn, forn klesmer zwej.
A chidesch, oj a chidesch, sogt wer sajnen sej?

Jidl mitn fidl, Arje mitn bass,
doss lebn is a lidl, to woss-ssche sajn in kass?
Hej, jidl, fidl, schmidl, hej, doss lebn is a schpass!

A zig schtejt ojf der lonke un meket troj’rik: me!
Hej, du zig, du schojte, troj’rik sajn is fe!
Schoklt er doss berdl: take, take, fe!

A fojgl flit: gut-morgn, gut-morgn, a gut-jor!
Der trojer un di sorgn zu alde schwarze jor!
Dem wint a lach in ponim, un Jidl, Jidl, for!

Musik:
Michel Gelbart (1889 - 1962) ·
Text:
Benjamin Jankew Bialostotski (1893 - 1962) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Blockflöte; Thomas - Bass

Am Himmel schwimmt eine Wolke, aber das ist nur eine kleine Geschichte, denn du bist ja meine Wolke. Vom Himmel fällt ein Regen und macht den Tag dunkel, aber wenn du da bist wird es wieder hell. Und es steht eine Mühle, deren Flügel drehen sich und machen sschu-sschu. Aber das was mich bewegt bist du. Denn du bist ja mein Mädchen / Junge.

Das Lied entnahmen wir "Lomir kinder singen", einem 1970 bei "Kinderbuch Publications" in New York erschienenen Liederbuch.

In himl schwimt a wolkndl,
a wolkndl on ru ...
Je wolkndl, nit wolkndl -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss wolkndl bisstu.

Fun himl falt a regndl,
ess macht der tog sich zu ...
Je regndl, nit regndl -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss regndl bisstu.

Ess schloft in feld a sangele,
a sangele lju-lju ...
Je sangele, nit sangele -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss sangele bisstu.

A mil, a mil a milchele,
un fliglen fir sschu-sschu ...
Je milchele, nit milchele -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss milchele bisstu.

A wolkndl, a regndl,
Oj mach di ojgn zu ...
nit wolkndl, nit regndl,
nit sangele, nit milchele.
Nit zigele nit wajssele -
majn mejdele/jingele bisstu.

Musik und Text:
Samuel Jakowlewitsch Pokrass (1894 - 1939) ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Spiel die Gitarre, bis die Saiten reißen und meine Sorgen aufhören, bis ich betrunken bin und alles vergesse. Wozu sich Sorgen machen über den morgigen Tag, füllt die Gläser, denn mit dem Wein vergeht der Schmerz.

Die - bislang - 3 Liedersammlungen "Mir trogn a gezang", "Pearls of Yiddish Song" und "Songs of Generations", herausgegeben von Joseph und Eleanor Chana Mlotek beinhalten bekannte, wie auch unbekanntere Lieder gleichermaßen. Schpil gitar aus letzterem Buch ist die Übersetzung des russischen Liedes tschto mnje gore von Samuel Jakowlewitsch Pokrass. Der Übersetzer ins Jiddische ist unbekannt.

Schpil gitar bis majn zar wert ojfhern,
soln plazn di sstruness on a zol.
´ch wil mit wajn un schampajn schiker wern,
un fargessn woss gewen is a mol.

Zu woss-ssche sorgn farn morgn,
fil dem becher on mit wajn,
hejb dem becher hecher, hecher,
in dem wajn fargejt der pajn.

Di zigajner sej ruen un schlofn,
un men hert schojn kejn lidl nischt mejn.
Nor kol-sman `ss is faran wajn a tropn,
is doss lebn un der tojt schojn alz ejnss.

Alt un schwach, on a dach, is farblibn
a zigajner, a held, ganz alejn.
Ferdlech ganwenen, mejdlech fil libn,
er flegt singen doss lid asoj schejn.

Musik:
traditionell ·
Text:
Herman Jablokoff (1903 - 1981) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Baßklarinette; Thomas - Bass

In kalter, verregneter Nacht steht auf der Straße ein kleiner Junge und versucht den Vorrübergehenden seine Zigaretten und Zündhölzer zu verkaufen. Seine Eltern sind früh gestorben, eine harte Bank im Park ist sein Nachtlager, von dem ihn die Polizisten vertreiben. Kauft doch meine Waren, damit ich nicht sterben muß wie ein Hund.

In Papirossn verarbeitete der Sänger und Schauspieler Herman Jablokoff eigene Kindheitserlebnisse als Zigarettenverkäufer in Grodno während des 1. Weltkrieges. Das Lied wurde in den 1930er Jahren in den USA schnell sehr populär. Eines der ersten Lieder im Repertoire von Aufwind.

A kalte nacht, a nepldike, finsster umetum,
schtejt a jingele fartrojert un kukt sich arum.
Fun regn schizt im nor a want,
a koschikl halt er in hant
un sajne ojgn betn jedn schtum:
Ich hob schojn mer kejn kojech nischt, arajnzugejn in gass,
hungerik un opgerissn, fun dem regn nass,
ich schlep arum sich fun baginen,
kejner git nischt zu fardinen,
ale lachn, machen fun mir schpass.

Kupitje, kojft-ssche papirossn,
trukene, fun regn nischt fargossn.
Kojft-ssche bilik benemoness,
kojft un hot ojf mir rachmoness.
Ratewet fun hunger mich azind.
Kupitje, kojft-ssche schwebelech, antikn,
dermit wet ir a josseml derkwikn.
Umsisst majn schrajen un majn lojfn,
kejner wil baj mir nischt kojfn,
ojssgejn wel ich musn wi a hunt.

Majn tate in milchome hot farlojrn sajne hent,
majn mame hot di zoress mer ojsshaltn nischt gekent.
Jung in kejwer sej getribn,
bin ich ojf der welt geblibn
umgliklech un elnt wi a schtejn.
Breklech klojb ich ojf zu essn
in dem altn mark,
a harte bank is majn geleger in dem kaltn park.
Un zi derzi di poliziantn
schlogn mir mit schwerdn, kantn,
sej rirt nischt majn gebet un majn gewejn.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Als Hora bezeichnet man einen rumänischen Tanz im 3/8-Takt mit rhythmischer Akzentuierung auf den ersten und dritten Schlag. Unsere Hora hörten wir auf einer Kassette des Klarinettisten Bernie Marinbach, die wir in Israel kauften

Tanz Istanbul stammt von einer Aufnahme des berühmten Klarinettisten Dave Tarras (1897-1989) mit Abe Ellstein´s Orchestra vom 19. Dezember 1940. Das Stück wurde auch unter dem Titel Shifra tanzt veröffentlicht.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Baßklarinette, Gesang; Thomas - Bass, Percussion

Über die Berge kommen Tauben geflogen und genauso schnell, wie sie hergefl ogen kommen, fliegen sie wieder davon. Genauso schnell sind auch meine jungen Jahre fortgefl ogen. Ich bitte meine Brüder, mir die Pferde vor den Karren zu spannen, damit ich meinen jungen Jahren nachreisen kann. Auf einer großen, breiten Brücke erreiche ich sie, und flehe sie an, wenigsten für einen Moment zu mir zurückzukehren. Doch die jungen Jahre erwidern: Nein, wir kehren nicht zurück. Du hättest uns in deiner Jugend nicht so vergeuden sollen.

Bei einer ukrainischen Frau in Odessa, wo wir im Sommer 1993 nächtigten, hörten wir dieses Lied. Die Frau sang es im Glauben, daß es ein bekanntes ukrainisches Lied sei. Plötzlich sang sie auch die jiddische Variante, die sie aus ihrer Kindheit kannte. Dies inspirierte uns, den Text anfangs in Jiddisch, und am Ende in Ukrainisch zu singen. Die ukrainische Version fanden wir bei der aus der Ukraine stammenden und seit 1932 in Kanada lebenden Sängerin Mariam Nirenberg. Eine sprachkundige Freundin half uns bei der Rekonstruktion des Textes.

Afn barg, ibern barg,
Flien tojbn, porn,
Ich hob noch gor kejn nachess nit gehat,
Awek majne junge jorn.

Schpant mir brider, di kare ferd,
Lomir lojfn, forn,
Efscher wel ich noch konen umkern
Majne junge jorn.

Ich hob bagegnt majne junge jorn
Afn brajtn brik.
Jorn, junge, kert sich um
Far ejn ojgnblik.

Nejn, nejn, nejn, mir weln nit gejen,
`ss is nito far wemen.
Hosstu gesolt jungerhejt
Asoj unds nit farschemen.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Gesang, Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Ein Glückwunsch dem Brautpaar, Musikanten, spielt einen Hochzeitstanz. Freut euch alle, meine Tochter ist nun verheiratet.

Chussn kale masl tow ist ein traditionelles Lied, dass auf keiner jüdischen Hochzeit fehlt. Unsere Fassung entstand an einem freien Nachmittag im Sommer des Jahres 1988 auf einer Thüringen- Konzerttour in einem kleinen Ort namens Finsterbergen.

Chussn kale masl tow, klesmorim schpilt a frejlechss ojss,
Chussn kale masl tow.

Frejt ajch chussn kale, frejt ajch mechutonim ale,
as majn tochter ojssgegebn, chussn kale masl tow.

Musik:
Alexander Olschanski (1892 - 1946) ·
Text:
L. A. Wolfson (1867 - 1946) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette

Wilna, Stadt des Geistes und der Reinheit. Geheimnissvoller Ort mit Klängen stiller Gebete in der Nacht. Oft denke ich an dich zurück, an deine Gassen und Flüsse, Berge, Täler und Wälder.

Wilna war vor dem 2. Weltkrieg Zentrum jüdischer Kultur in Osteuropa. Wegen seiner großen Bedeutung wurde es auch das Jerusalem Litauens genannt. Unsere Version des Liedes wurde im Wilnaer Ghetto gesungen und von Schmerke Kaczerginski 1947 publiziert. Dazu notierte er, daß Kulturprogramme im Ghetto stets mit diesem Lied eröffnet wurden.

Wilne, schtot fun gajsst un tmimess,
Wilne, jidischlech fartracht,
wu ess murmlen schtile tfiless,
schtile ssojdess fun der nacht.
Oftmol se ich dir in cholem,
hejssgelibte Wilne majn,
un doss alte Wilner geto
in a nepldikn schajn.

Wilne, Wilne, undser hejmschtot,
undser benkschaft un bager.
Ach, wi oft ess ruft dajn nomen
fun majn ojg arojss a trer.
Wilner gesslech, Wilner tajchn,
Wilner weldl, barg un tol,
epess najert, epess benkt sich
noch di zajtn fun amol.

´ch se dem weldele Sakreter
in sajn schotn ajngehilt,
wu gehejm ess hobn lerer
undser wissndorscht geschtilt.
Wilne hot dem erschtn fodem
fun der frajhajtsfon gewebt
un di libe kinder ire
mit a zartn gajsst balebt.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Der jüdische Ethnologe Mojsche Beregowski (1892-1961) leitete in Kiew von 1928 bis nach dem 2. Weltkrieg verschiedene Forschungseinrichtungen zu jüdischer Musik und Literatur. Seine Sammlung "Jewreiskaja narodnaja instrumentalnaja musika" (erschienen 1987 in Moskau) beinhaltet zahlreiche Stücke, die Beregowski auf Forschungsreisen in der Ukraine selbst aufgezeichnet hat.

Mern zimess (Möhreneintopf) heißt das Stück, weil es aus verschiedensten Zutaten (Stücke dieser Sammlung) zusammengerührt ist.

Musik:
Herts Rubin (1911 - 1958) ·
Text:
Itzik Manger (1911 - 1969) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Mandoline, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette, Gesang; Thomas - Bass

Ein goldener Pfau kommt mit einem Liebesbrief im Schnabel übers Meer gefl ogen. Die Königin der Türkei schreibt an Rabbi Tam, daß sie ihn liebt und sich nach ihm verzehrt. Der Rabbi erhält den Brief, überlegt und spuckt dann dreimal aus. Im Stall meckert die Ziege und die Sache scheint vergessen. Der Brief gelangt jedoch in die Hände seiner Frau; die schnappt sich das Nudelholz und bringt sich deutlich in Erinnerung. Und wer hat dieses Lied gemacht? Es war ein kleiner Schneiderjunge, dessen spöttischer Geist diese Reime schmiedete.

Über Itzik Manger gibt es zahlreiche Aussagen: mal wird er "Prinz der jiddischen Ballade", zuweilen auch " jiddischer Villon" oder "Chagall der Worte" genannt. Als fahrender Sänger und trinkfreudiger "Troubadour", wie er sich nannte, war das jüdische Osteuropa seine Welt.
Die Geschichte vom Rabbi Tam eröffnete uns viele Gestaltungsmöglichkeiten. Diese loteten wir in mehrtägiger Arbeit am Küchentisch einer Berliner Hinterhofwohnung aus.

Lomir singen doss schejne lid,
hajdl, didl, dam -
wi di goldene pawe flit
ibern schwarzn jam.
Un trogt a libess-briwele,
a schejne libess-briwele,
far dem Rabbejnu Tam.

Wer hot geschribn doss briwele?
Hajdl, didl, daj -
geschribn hot doss briwele
di malke fun Terkaj.
Geschribn ess mit rojtn tint
un farchassmet ess geschwind
mit hejsse trern draj.

Woss schtejt geschribn in briwele?
Hajdl, didl, du -
"Rabbejnu Tam ich libe dich,
woss-ssche schwajgsstu, nu?
Ich esse nischt´, ich trinke nisch´,
ich wer zesezt fun benkenisch,
ich habe nischt kejn ru."

Woss-ssch
e tut Rabbejnu Tam?
Hajdl, didl, de -
Er glet di peje un di bord
un macht draj mol "fe ..."
Un doss zigele in schtal,
un doss wajsse zigele
helft im unter "me ..."

Nu, un si, di rebbezin?
Hajdl, didl, doj -
si klapt im mitn walgerholz
un sogt zu im asoj:
"Schikssess lign dir in sin,
nu un jach un jach wu bin,
dajn hejss-gelibte froj?"

Treft, wer ´ss hot doss lid gemacht?
Hajdl, didl, dam -
A schnajderjung hot ess gemacht
l´kowed dem Rabbejnu Tam.
Un schabess zwischn tog un nacht
hot a lez arajngelacht
akurat zum gram.

Musik und Text:
Pejssachke Burstein (1896 - 1986 ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Mundperkussion; Thomas - Bass

Ein Straßenmusikant versucht mit seinen Kunststücken etwas Geld von den Vorrübergehenden zu bekommen. Doch das Glück hat ihn verlassen, er wird verhöhnt und beklagt sein Schicksal.

Die Schauspielerfamilie Burstein wurde während der 1930er Jahre in New York zum Starensemble des jiddischen Volkstheaters. Weltweite Tourneen erhielten diesen Ruhm in den folgenden fünfzig Jahren. Gassn singer hörten wir auf einer Kassette der Burstein Familie, die wir 1989 in Israel kauften.

Ich mach kunzn in der gass,
a jeder macht fojl sich schpass.
Wen di glider tuen wej -
ich tanz un lach un schraj.
Majn masl is mir schlecht,
ich wander teg un necht
ejnsam elnt wi a schtejn,
sog ich zu sich alejn:

A gassn singer bin ich,
a jeder ken mich gut,
on klejder, borwess on schich,
a jeder zapt majn blut.
Bradjaga schrajt men ojf mir -
doss harz tut wej,
di schand in jeder minut
ess wert farzapt mir majn blut
fun dem geschrej.

Musik:
traditionell ·
Text:
Jizchok Lejb Perez (1852 - 1915) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette; Thomas - Bass

Auf dem Feld steht ein kleiner Baum mit grünen Zweigen. Auf den Zweigen sitzt ein kleiner Vogel und versucht zu schlafen. Also Wind, halt jetzt den Atem an, damit der Vogel und auch mein Kind schlafen können.

Dieses Lied fanden wir in "Antologia: jewreiskaja narodnaja pesnja", erschienen 1998 in St. Petersburg, welches Claudia von einer Studienreise aus Kiew / Ukraine mitbrachte. Die Melodie ähnelt dem Volkslied Lejg ich mir majn kepele.

Schtejt in feld a bejmele,
hot ess grine zwajgelech;
schtejt derojf a fejgele,
macht ess zu di ejgelech.

Ojf di grine zwajgelech,
waksst a goldn epele;
mach zu, majn kind, di ejgelech,
a broche ojf dajn kepele.

Ojf di grine zwajgelech,
schlofn solt ir fejgelech;
halt dem otem ajn du wint,
aj li lulu schlof majn kind.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Es waren einmal schöne Kinderjahre. Wie ein Traum sind sie verflogen, aber im Herzen bleiben sie mir, bis zu meinem Ende. Die Räder drehen sich und die Jahre vergehen. Wozu sich Sorgen machen, laßt uns jetzt das Leben genießen.

Die genaue Herkunft dieses Liedes ist unklar, ein russischer Ursprung aber unüberhörbar sicher. Sein ursprünglicher Titel Dorogoj Dlinnuju bedeutet etwa Der weite Weg. Gewiß ist, daß die englische Version in den 1960er Jahren ein Welthit wurde. Wahrscheinlich gibt es neben der jiddischen Version, die wir in Argentinien hörten, auch Varianten in anderen Sprachen.

Ich gedenk di schejne kinderjorn,
wi a cholem sajnen sej awek,
un mit sej zusamen ich hob farlojrn,
jene schejne sumerdike teg.

Di rejder drejen sich, di jorn gejen sich,
far ale glajch ssaj orem un ssaj rajch.
Woss tojgt doss klern sorgn, woss brengen wet der morgn,
der hajnt is do to leb a chaje scho.

Kinderjorn sisse kinderjorn,
in majn harzn blajbt ir ejbik lang.
Ejbik blajbt ir wach in majn sikorn,
bis majn leztn tanz majn leztn gesang.

Musik und Text:
Mark Warschawski (1848 - 1946) ·
Arrangement:
Koch
Hardy - Gesang; Andreas - Gesang; Jan - Gesang

Teure Königin, schenk mir Wein ein und laß uns anstoßen: auf die Freunde, die Feinde und auf jene, die für immer von uns gegangen sind.

Eine feste Größe unter unseren Zugaben und unser erstes A-Capella Stück überhaupt. Es entstand bei einem Chanson-Werkstattwochenende in Langeln unter dem Einfluß des Trios Wildemann. Zahlreiche Varianten dieses Liedes in Text, Melodie und Strophenanzahl sind erhalten.

Tajere malke, gesunt solsstu sajn,
fil mir on dem becher, dem becher mit wajn.

Tajere malke, gesunt solsstu sajn,
far wemen sol ich trinken dem dosikn wajn?

Lomir trinken far di ssonim, nor sog sej nit ojss,
se wi ess gissn trern sich fun becher arojss.

Lomir trinken un trinken on take on an ek,
Far di woss senen gegangen ojf ejbik awek.

Musik und Text:
traditionell / Koch ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Gesang, Bandonion; Jan - Klarinette, Gesang; Thomas - Bass

Laßt uns alle zusammen bis zum Morgengrauen feiern und singen. Hebt den Becher mit Wein und laßt uns lustig und fröhlich sein. Denn wenn man fröhlich ist, ist man ein König.

Dieses Lied fanden wir in "Antologia: jewreiskaja narodnaja pesnja", erschienen 1998 in St. Petersburg, welches Claudia von einer Studienreise aus Kiew / Ukraine mitbrachte. "Ukraine" heißt auch das eingefügte Instrumentalstück; wir hörten es auf einer Aufnahme aus dem Archiv eines Hamburger Kollegen. Die einleitende Dojna stammt aus der Feder von Claudia.

Lomir ale inejnem, inejnem,
nit schemen sich far kejnem,
nit schemen sich far kejnem.
Lomir ale lusstik, frejlech sajn.

Lomir ale lusstik sajn,
frejlech sajn, lebedik sajn.
Huljen bisn wajssn tog arajn!

Lomir sich zusingen, zusingen,
as lider soln klingen,
as lider soln klingen,
un hilchn in der wajter welt arajn.

Un as ess is unds frejlech, 'ss is frejlech,
is jeder mentsch a mejlech,
is jeder mentsch a mejlech,
hecher hejbt dem becher ful mit wajn!

Musik:
Michel Gelbart (1889 - 1962) ·
Text:
Benjamin Jankew Bialostotski (1893 - 1962) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Blockflöte; Thomas - Bass

Am Himmel schwimmt eine Wolke, aber das ist nur eine kleine Geschichte, denn du bist ja meine Wolke. Vom Himmel fällt ein Regen und macht den Tag dunkel, aber wenn du da bist wird es wieder hell. Und es steht eine Mühle, deren Flügel drehen sich und machen sschu-sschu. Aber das was mich bewegt bist du. Denn du bist ja mein Mädchen / Junge.

Dem Berliner Schriftsteller und Übersetzer Jürgen Rennert haben wir viel zu verdanken. Neben vielen Anregungen und Ermutigungen bekamen wir zwei Liederbücher, die eine Vielzahl uns unbekannter Lieder enthielt. A majssele entnahmen wir "Lomir kinder singen", einem 1970 bei "Kinderbuch Publications" in New York erschienenen Liederbuch.

In himl schwimt a wolkndl,
a wolkndl on ru ...
Je wolkndl, nit wolkndl -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss wolkndl bisstu.

Fun himl falt a regndl,
ess macht der tog sich zu ...
Je regndl, nit regndl -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss regndl bisstu.

Ess schloft in feld a sangele,
a sangele lju-lju ...
Je sangele, nit sangele -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss sangele bisstu.

A mil, a mil a milchele,
un fliglen fir sschu-sschu ...
Je milchele, nit milchele -
doss is doch blojs a majssele,
a zigele a wajssele ...
doss milchele bisstu.

A wolkndl, a regndl,
Oj mach di ojgn zu ...
nit wolkndl, nit regndl,
nit sangele, nit milchele.
Nit zigele nit wajssele -
majn mejdele/jingele bisstu.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Als Hora bezeichnet man einen rumänischen Tanz im 3/8-Takt mit rhythmischer Akzentuierung auf den ersten und dritten Schlag. Unsere Hora hörten wir auf einer Kassette des Klarinettisten Bernie Marinbach, die wir in Israel kauften

Tanz Istanbul stammt von einer Aufnahme des berühmten Klarinettisten Dave Tarras (1897-1989) mit Abe Ellstein´s Orchestra vom 19. Dezember 1940. Das Stück wurde auch unter dem Titel Shifra tanzt veröffentlicht.

Musik:
Abraham Ellstein (1907-1960) ·
Text:
Jacob Jacobs (1890-1977) ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Thomas - Bass

Ein Vater kam mit seinem Sohn in ein fremdes Land. Der Junge sehnte sich sehr nach seiner Mutter, die auf der anderen Seite des Meeres verblieben war. Der Vater versuchte seinen Sohn zu trösten; er wird ihn beschützen und immer bei ihm bleiben und ihn selbst für alles Geld der Welt nicht hergeben.

Eine Tonaufnahme dieses Liedes hörten wir auf einer Schallplatte von Seymour Rechtzeit (1912-2002), erschienen beim Label Victor Records. Die Notenausgabe dieses Liedes erwarben wir für 30 cent in New York, wo sie 1942 im Verlag Henry Levkovic erschienen ist.

A trojerik bild hob ich gesen,
woss ich ken ess nit fargessn, nejn,
a man a fremder noch in land,
hot gefirt sajn kind baj der hant.

Doss kind hot geschrign, as er will sajn mamen,
un di mame is farblibn ojf jener sajt jamen.
Der tate hot gezertlt, gewejnt un geklogt
un zu sajn kind gesogt:

Jingele nit wejn,
ich wel dich kejnmol farlosn, nejn.
'ch wel dich hitn minasstame,
sajn dajn tate un dajn mame.
Un sen dir sol kejn schlechtss geschen.

Jingele nit wejn,
wajl ich hob nit kejnem 'ch hob nor dich alejn,
ich bin grejt far dir zu gebn,
majn neschome un majn lebn,
as dir sol kejn schlechtss geschen.

Ejner hot miljonen
un fun dem alejn er kwelt,
ich wel dich nit ojssbajtn
far ale miljonen in der welt.

Jingele nit wejn,
ich ken dajne trern mer nit zusen,
mir sol sajn far dajn lib herzele
woss is umschuldik un rejn,
nit wejn majn jingele, nit wejn.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Viola; Jan - Baßklarinette; Thomas - Bass

Der jüdische Ethnologe Mojsche Beregowski (1892-1961) leitete in Kiew von 1928 bis nach dem 2. Weltkrieg verschiedene Forschungseinrichtungen zu jüdischer Musik und Literatur. Seine Sammlung "Jewreiskaja narodnaja instrumentalnaja musika" (erschienen 1987 in Moskau) beinhaltet zahlreiche Stücke, die Beregowski auf Forschungsreisen in der Ukraine selbst aufgezeichnet hat.
Statt Kezl (Kätzchen) könnte das Stück auch Puzzle oder Mosaik heißen, ist es doch aus Teilen verschiedener Stücke dieser Sammlung zusammengesetzt.

Musik und Text:
Samuel Jakowlewitsch Pokrass (1894 - 1939) ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Spiel die Gitarre, bis die Saiten reißen und meine Sorgen aufhören, bis ich betrunken bin und alles vergesse. Wozu sich Sorgen machen über den morgigen Tag, füllt die Gläser, denn mit dem Wein vergeht der Schmerz.

Die - bislang - 3 Liedersammlungen "Mir trogn a gezang", "Pearls of Yiddish Song" und "Songs of Generations", herausgegeben von Joseph und Eleanor Chana Mlotek beinhalten bekannte, wie auch unbekanntere Lieder gleichermaßen. Schpil gitar aus letzterem Buch ist die Übersetzung des russischen Liedes tschto mnje gore von Samuel Jakowlewitsch Pokrass. Der Übersetzer ins Jiddische ist unbekannt.

Schpil gitar bis majn zar wert ojfhern,
soln plazn di sstruness on a zol.
´ch wil mit wajn un schampajn schiker wern,
un fargessn woss gewen is a mol.

Zu woss-ssche sorgn farn morgn,
fil dem becher on mit wajn,
hejb dem becher hecher, hecher,
in dem wajn fargejt der pajn.

Di zigajner sej ruen un schlofn,
un men hert schojn kejn lidl nischt mejn.
Nor kol-sman `ss is faran wajn a tropn,
is doss lebn un der tojt schojn alz ejnss.

Alt un schwach, on a dach, is farblibn
a zigajner, a held, ganz alejn.
Ferdlech ganwenen, mejdlech fil libn,
er flegt singen doss lid asoj schejn.

Musik und Text:
Mark Warschawski (1848-1907) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Gesang, Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Der Winter ist da. Wie selbstverständlich macht er sich überall breit, fegt durch die Täler und Wälder und überzieht das Land mit Schnee. Faßt mich unter Kinder, mir fehlt die Kraft für diese Kälte.

Mark Warschawski, aus einer angesehenen Familie stammend, studierte in Odessa Jura und arbeitete als Anwalt. Neben dieser Tätigkeit begann er Lieder zu schreiben, die schnell so populär wurden, daß seine erste gedruckte Liedersammlung bereits den Titel "Jidische folkslider" trug. Diese Popularität steigerte sich noch, als er gemeinsam mit Scholem Alejchem (1859-1916) - heute bezeichnet man ihn als Klassiker der jiddischen Literatur - Vortragsabende gab. Warschawski trug seine Lieder vor und Alejchem las aus seinen Werken. Das auf das Lied folgende Instrumentalstück hörten wir auf einer Aufnahme rumänischer Sinti und Roma.

Oj, helft mir, kinder, unter,
kejn kojchess is nischto!
Gekumen is der winter
der winter is schojn do!

Er fregt kejnem kejn dejess,
er kumt zu sich ahejm,
mit wajsse bord un pejess,
mit der wajsser, groer brem.

Durch tol un welder jogt er,
gehojkert zu der erd;
Mit sich a besem trogt er
un kert, un kert, un kert...

Mit schnej gebet di felder,
farfrojrn schtejt der wald;
di felder un di welder
sej brumen: kalt, 'ss is kalt!

Musik:
unbekannt ·
Text:
Mark Warschawski (1848-1907) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Baßklarinette; Thomas - Bass

Die fröhlichen Lieder scheinen verstummt zu sein. Das Leben wird immer schwerer und bitterer, mein Herz scheint zu zerspringen. Es gibt nichts mehr zu singen.

Die Zusammenarbeit von Warschawski und Alejchem steuerte schnell auf größere Erfolge zu, doch 1905 erkrankte Warschawski plötzlich schwer und starb nach zwei Jahren im Krankenbett völlig verarmt. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt.
Das einrahmende Instrumentalstück stammt aus der Sammlung von Mojsche Beregowski.

Oj entfert mir, ich bet ajch sejer
ess wert farschtumt di frejleche lider.
Doss lebn kumt on asoj schwer,
doss harz wert takisch mir zeschprungen.

I do i dortn trit sich blut,
zi wert farschtumt ir frejleche lider.
Doss lebn is farbitert brider
ess singt sich nit, ess singt sich nit.

Musik:
Alexander Olschanetski (1892 - 1946) ·
Text:
Jacob Jacobs (1890 - 1977) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Hauptgesang, Mandoline; Andreas - Gesang; Jan - Gesang; Thomas - Bass

Ich bin so in sie verliebt, daß mein Herz kocht, mir schwindlig ist und Lunge und Leber in mir tanzen. Sie ist wie ein Vöglein und meine blühende Blume, ohne sie kann ich nicht leben. Einmal träumte ich so lebhaft von ihr, daß ich mich an sie kuschelte und sie küßte, doch ich erwachte neben meiner Katze. Ich liebe sie und das ist alles.

Aj lajk schi hörten wir auf einer Kassette des Sängers Aaron Lebedeff (1873-1960), erschienen im Jahr 1973 bei Greater Recording. Lebedeff war sowohl ein erfolgreicher Liederschreiber, als auch ein ausdrucksstarker Sänger.

Ich bin an opgekochter, doss se ich schojn akorscht,
baj mir in harzn sid ess wi a galizianer borscht.
Ess schwindlt in di ojgn, der kop wert asoj dil
un majn lung un leber tanzn a kadril.
Si is wi a fejgele woss flit,
si is doch majn blimele woss blit.

Oj, aj lajk schi, oj, aj lajk schi,
si `s majn glik, si `s majn schtrebn.
On ir ken ich gor nischt lebn,
in harzn burtschet alemol.
Ire fisslech, ire sokn - I tell you people it `s no use tokn,
aj lajk schi - un "detss oll!”

Lejg ich mich nor schlofn, cholem ich fun ir,
un mir dacht sich as si sizt schojn noent lebn mir.
Ich fang si on zu kuschn, ich ruf si liber schaz,
ich chap mich ojf derse ich as ich kusch di schwarze kaz.
Ssaj in cholem un ssaj ojf der wach,
wejsst ir libe frajnt nor ejn sach.

Ich sog ajch mentschn do benimess,
si is geschmak wi a mern zimess,
aj lajk schi - un "detss oll!"

Musik:
Lola Folman (1908-1979) ·
Text:
Jitzchok Perlow (1911-1980) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Baßklarinette, Gesang; Thomas - Bass

Eine Mutter hatte einst eine Tochter mit schönen blonden Haaren. Das Mädchen wuchs heran und war mit 16 Jahren sehr ansehnlich geworden. Aber auch die Mutter war erst 42 Jahre und noch sehr schön. Am Abend umkreisten junge Burschen das Haus und riefen zur Tochter lockende Verse hinauf. Die Mutter glaubte, sie wäre gemeint, machte sich hübsch und wollte die Tochter schlafen schicken. Doch diese entgegnete, daß sie kein Kind mehr sei und die Burschen nach ihr riefen. Da legte sich die Mutter schlafen und an ihr Fenster klopfte der Kastanienbaum und sagte: Als du jung warst blühte ich für dich, heute aber für deine Tochter.

Der Kaschtnbojm stammt wie Schpil gitar aus dem Liederbuch "Songs of generations". An dessen Herausgeber wurden das Lied von einem Mann übermittelt, der Lola Folman mit diesem Lied nach dem 2. Weltkrieg in einem DP Camp in Deutschland hörte, wo sie zusammen mit ihrem Mann Jitzchok Perlov auftrat.

A mame hot a techterl,
a techterl gehat,
schejne blonde herelech
hot doss kind gehat.
Si sizt un nejt a klejdele,
si sizt un nejt un trojmt,
doss epele, doss epele,
falt nischt wajt fun bojm.

Ess zien sich di jorelech.
Doss lebn gejt sajn gang,
doss techterl derwakssn schojn -
si is ojch schejn un schlank.
Di mame, zwej un ferzik jor,
is noch jung un tojg,
doss techterl schojn sechzn jor
un hot schojn fil derfolg.

Ess drejen sich bochurimlech
In drojssn baj ir hojs,
singen schejne lidelech,
un rufn ir arojss:
"Kum arojss majn libinke,
wu 'ss blit der kaschtnbojm,
ich bin dajn un du bisst majn
un nor fun dir ich trojm."

Di mame mejnt doss ruft men ir,
si lojft zum schpigl wi a hos;
doss techterl farrojtlt sich
un lost arop di nos.
"Kinder musn schlofn gejn,
in drojssn wojen hint."
"Mame, 'ch bin nischt schleferik,
'ch bin nischt mer kejn kind."

Di mame gejt in schlofschtub arajn
un lejgt sich glajch in bet,
hert si wi der kaschtnbojm
klapt in schojb un redt:
"Ich hob a mol far dir geblit
wen du bisst jung gewen,
hajnt bli ich far dajn techterl,
wajl si is jung un schejn."

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass

Beide Instrumentalstücke fanden wir in der Sammlung von Mojsche Beregowski. Dobranoc bedeutet ´Gute Nacht' und ist Begrüßungsmelodie einer Feier der Braut mit weiblichen Verwandten und Freundinnen am Schabbes vor dem Hochzeitstag. Auch der Frejlechss ist Teil einer traditionellen jüdischen Hochzeitsfeier.

Musik:
Ben Jaffe ·
Text:
Patsy Abbott (1921 – 2001) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Percussion; Jan - Klarinette; Thomas - Bass; Steffen Wendlik (als Gast) - Posaune

Ich gehe über den Markt, schau mir die Stände an, will aber nichts kaufen. Alles fasse ich an, die Birnen und die Seide, aber wenn der Verkäufer kommt, sage ich nur: Du hast nicht das, was ich brauche und was ich will. Was du hast, das brauche ich nicht und was ich will, das sehe ich nicht. Ich bin nicht mehr ganz jung und meine Mutter drängt mich zum heiraten. Da gibt es auch einen passenden Burschen. Leider hat er außer Geld nichts in der Hose. Er hat nicht das, was ich brauche um zur Frau gemacht zu werden und was er hat, darüber kann ich nur lachen.

Nach einem Konzert in Frankreich lernten wir Abraham Lichtenbojm, den Leiter des YIVO Instituts in Buenos Aires kennen. Als sich einige Zeit später die Gelegenheit ergab, besuchten wir ihn dort im Institut. Er übergab uns eine Kassette mit Liedern, die wir bisher noch nicht zu hören bekamen: "Jiddische Lieder, die mir Mutter nie beigebracht hat", von Patsy Abbot, erschienen als Schallplatte in den 60er Jahren.

Er hot nischt woss ich darf,
er hot nischt woss ich wil,
wajl woss er hot doss darf ich nischt
un woss ich darf doss hot er nischt,
woss er ken doss wil ich nit
un woss ich wil doss ken er nischt,
er hot nischt nejn er hot nischt woss ich darf.

Wu 'ss is do woss felt, dort gej ich lojfn,
ich gej nor onkukn, nischt zu kojfn,
alzding glajch is zum tapn
baj di barn, baj der sajd,
ober hert - kumt mir zu der ssaless-man,
sog ich zu sajn zu frajnd.

Du hosst nischt woss ich darf,
du hosst nischt woss ich darf,
wajl woss du host doss darf ich nischt
un woss ich darf doss hosstu nischt,
woss ich sej doss wil ich nischt
un woss ich darf doss sej ich nischt,
er hot nischt, nejn er hot nischt woss ich darf.

Ich bin schojn a mejdl in di jorn,
majn mame sogt ess is schojn zajt zu porn,
'ch hob a bocher, er is ongeschtarbt,
mentschn sogn er gefelt, ober wi -
ongeschtarbt in di hojsn,
hot er zufil geld.

Er hot nischt woss ich darf,
er hot nischt woss ich darf,
woss er hot doss wil ich nischt
un woss ich darf doss hot er nischt,
'ss is do epess gib a kuk,
baj mir 'ss is nischt genug
er hot nischt, nejn er hot nischt woss ich darf.

Ir wejsst oj mentschn woss ich lach,
ich lach a boj woss hot a sach,
er hot nischt woss ich darf,
zu gebn mir - a wajb.
er hot nischt, nejn er hot nischt woss ich darf.

Musik:
L. Birnow ·
Text:
Halper Lejwik (1888-1962) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Gesang; Andreas - Bandonion

Schlaflied.

Diesem Lied begegneten wir erstmals in der ostdeutschen Lyrikreihe "Poesiealbum". Das Heft 166 aus dem Jahre 1981 enthielt Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) und deutsche Nachdichtungen von ihr aus dem Jiddischen. Das jiddische Original fanden wir in "ale werk" von Halper Lejwik, erschienen 1925 im Vilna Verlag.

Lejg dajn kop ojf majne kni,
gut asoj zu lign.
Kinder schlofn ajn alejn,
grojsse darf men wign.

Kinder hobn schpilechlech,
schpiln wen sej wiln.
Grojsse schpiln nor mit sich,
musn ejbik schpiln.

Hob nit mojre,ich bin do,
'ch wel dich nit farschtojssn.
Hosst genug gewejnt schojn hajnt,
wi ess passt a grojssn.

Ongewejnt un ongeklogt,
ich wel dich farwign.
Lejg dajn kop ojf majne kni,
gut asoj zu lign...

a) Dojna · Musik: traditionell · Arrangement: Koch
b) Schtile hora · Musik: Claudia Koch · Arrangement: Koch
c) Chassidim tanz · Musik: traditionell · Arrangement: Koch / Reich / Rohde / Hermerschmidt
d) Scher · Musik: traditionell · Arrangement: Koch
e) Lechajim/Odessa bulgarisch · Text: Itzik Manger · Musik: traditionell · Arrangement: Koch / Reich

Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Gesang, Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Unsere Klespourrie-Zusammenstellung entstand ursprünglich als Vorspann für eine Theaterinszenierung.

Eine Dojna ist ein Improvisationsstück in metrisch ungebundener Form. Unsere Dojna fanden wir auf einer Schellackplatte mit dem Klarinettisten Naftule Brandwein aus dem Jahr 1923.In einer anderen Quelle wird sie auchRumanian Dojna genannt.

Als Hora bezeichnet man einen rumänischen Tanz im 3/8-Takt mit rhythmischer Akzentuierung auf den 1. und 3. Schlag (sie ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen israelischen Tanz). Die Komposition unserer Hora stammt aus der Feder unserer Geigerin Claudia.

Chassidim tanz nennen wir den nächsten Teil von Klespourrie (in anderen Quellen auch "Jüdischer Tanz" oder einfach "Frejlechs" genannt). Der türkische Charakter animierte uns, diese Tanzmelodie im "Terkisch" Rhythmus zu arrangieren. Der jüdische Terkisch ist in Herkunft und Tanzform ein Import aus dem griechisch-türkischen Raum. Sein treibender Rhythmus ähnelt dem des Tango.

Die folgende Scher ist ein populärer osteuropäisch-jüdischer Tanz im 2/4-Takt, wobei das Tempo etwas langsamer als bei vergleichbare Melodien wie Bulgars oder Frejlechs ist.

Lechajim, ein Stück aus den Megille-Liedern von Itzig Manger, ist das Finale von Klespourrie. Im Text fordert der Meister seine Gesellen auf, mit dem Purimspiel zu beginnen, worauf gläserklirrend angestoßen wird. Der in das Lied eingeflochtene Odessa bulgarisch stammt von Aufnahmen des "Abe Schwartz Orchestra" von 1919.

Der alter majnsster Fonfasse
wischt op mitn tichl di bril
un sogt zu sajne geseln
fajerlech un schtil:

"Nu, chewre, fun nodl un scher,
nu, chewre, woss schtejt ez schtil?
Machtss a lechajim, chewre,
un nemt sich zum Purim-schpil !"

Blischtschen di kojssess un klingen:
"Lechajim far nodl un scher,
far Esster, der griner mazie,
un farn mejlech, dem lekisch-ber !"

Musik:
traditionell ·
Text:
David Medoff ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Hauptgesang; Andreas - Gesang; Jan - Gesang

Ssurele verliebt sich unsterblich in ihren Schuster. Sie feiern Hochzeit mit den besten und schönsten(!) Musikanten des Ortes. Doch diese Liebe ist nicht von Dauer, da der Schuster zum Militär einberufen wird. Ssurele kann das nicht verwinden und nimmt sich mit Gift das Leben.

Melodie und Text von Nikolajew stammen von einer alten Schellackplatte, aufgenommen im Jahr 1923. Dort wurde es von David Medoff gesungen, der auch unter dem Namen Igor Petrenkow auftrat.

In schtetl Nikolajew, lebn Schwarzn Jam,
gelibt hob ich majn Ssurele draj jor nochanand,
geljupket un geschmotschket, ich hob gefilt a tam
wen mir flegn schtejen zusamen baj der want.

Zusamen fun der arbet gegangen alemol,
ich bin gewen a schusster gearbet on a zol,
un Ssurke di modisstke hot ojf mir gewart,
got is mir an ejdess - ich hob dich nischt genart.

Sorg nit ljube majne, ich wel nor dajner sajn,
fun prisiw sich bafrajen - wesstu wern majn.
A chupe weln mir schteln in der grojsser schil,
di brochess wet unds machn der chasn Mojsche Schmil.

Di schensste mechutonim weln baj unds sajn
Jankl wodowosnik un Berke lapazan,
Welwl balagole un Jjankele podljez,
Izikl der schnajderl un Fajwl der kusnjez.

Klesmorim musikantn weln singen acht,
mir weln tanzn,schpringen a tog mit a nacht.
Noch dem weln mir essn di goldene jojch,
ojch a sissn zimess un efscher epess noch.

Der prisiw is gekumen - ich bin geworn a ssoldat,
men hot mich zugenumen, gesogt bin ich "nasch brat".
Zeschtarbt majn schejne libe, zebrochn is majn glik,
baglejt hot mir majn Ssurele mit a trojer blik.

In schtetl Nikolajew is Ssurele alejn,
nischto kejn frajnt kejn ejgene elnt wi a schtejn.
Saj gesunt majn chossn, schrajb zu mir a briw,
du solsst mich ejbik trogn in dajn harzn tif.

In a mitwoch noch der arbet is doss schrekleche geschejn,
gefunen hot men Ssurele mit farklempte zejn,
a fleschele fun ssam, in hant a briw zu mir -
"oj, saj mir mojchl, tajerer - ich benk zu schtark noch dir."

Musik:
traditionell ·
Text:
anonym ·
Arrangement:
Koch / Hermerschmidt
Claudia - Gesang, Violine; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Spielt mir einen Tango in Jiddisch - den Tango eines vertriebenen und verstreuten Volkes - auf daß die Großmutter und die Kinder danach tanzen. Spielt mir einen Tango der nicht arisch und barbarisch ist, damit die Feinde sehen, daß ich noch tanze. Spielt mir einen Tango vom Frieden, der kein Traum bleiben soll, auf daß Hitler und sein Reich im Erdboden versinkt. Oh, wird das ein Tanz für euch!

Ebenso wie "Muess" (Titel 8) befindet sich dieses Lied in dem Buch "Lider fun getos un lagern", veröffentlicht 1948 von Schmerke Kaczerginski. Die Melodie wurde bekannter mit dem Text und Titel "Schpil ssche mir a lidele in jidisch".

Schpil-ssche mir a tango ojss in jidisch, Sol doss sajn missnagdisch oder chassidisch. As di bobele alejn sol kenen doss farschtejn Un take a tenzele gejn.

Schpil-ssche mir a tango ojss fun plejtim, Fun dem folk zesejtn un zeschprejtn, As kinder, grojss un klejn, soln kenen doss farschtejn un take a tenzele gejn!

Schpil, schpil, klesmerl, schpil - Wi a jidisch harz hot gefil, Schpil mir a tenzele, oj schpil, Schpil, ich bet dich, mit neschome, mit gefil.

Schpil-ssche mir a tango, nor nit arisch, Sol doss sajn nit arisch, nit barbarisch, As di ssonim soln sen, as ich noch tanzn ken Un take a tenzele mit bren !

Schpil-ssche mir a tango ojss fun scholem, Sol doss sajn a scholem nit kejn cholem, As hitler mit sajn rajch oj di kapore glajch... Oj wet doss sajn a tenzele far ajch !

Schpil, schpil, klesmerl, schpil ...

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde / Hermerschmidt
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Die Hora "Bajm rebn in Palestine" stammt von Aufnahmen der BRODER KAPELLE aus dem Jahr 1929. Wir fügten in das Stück einen Improvisationsteil ein und verbanden es mit dem Terkish jale w' jowe tanz (Brandwein-Aufnahme von 1923). Wie der Name schon andeutet ein Terkish, den wir teilweise mit 7er und 9er Takten rhythmisch veränderten.

Musik:
Michel Gelbart ·
Text:
Abraham Reisen ·
Arrangement:
Koch / Rohde
Andreas - Gesang, Gitarre; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Ein Lied über die "bösen Winde", die starken Stürme, die die Felder verwüsten, die Vögel vertreiben und die Häuser zerstören. Ihr Stürme, jetzt ist eure Zeit. Der Winter wird noch lange dauern, der Frühling ist noch weit.

Der Poet Abraham Reisen wird auch als der "Heinrich Heine der jiddischen Sprache" bezeichnet. Sein Lied, ursprünglich "Zum winter" genannt, entstand unter dem Eindruck des harten Winters im Jahre 1900. Jüdische Arbeiter veränderten 1904/5 die letzten Zeilen in hoffnungsvollere: "lang wet dojern nit der winter, friling is nit wajt". Ebensolches ist aus dem Warschauer Ghetto überliefert.

Huljet, huljet, bejse wintn,
Fraj baherscht di welt!
Brecht di zwajgn, warft di bejmer,
Tut woss ajch gefelt.

Trajbt di fejgl fun di felder
Un farjogt sej fort;
Di woss kenen wajt nit flien,
Tejt sej ojfn ort.

Rajsst di lodn fun di hajslech,
Schojbn brecht arojss;
Brent a lichtl ergez tunkl,
Lescht mit zorn ojss!

Huljet, huljet, bejse wintn,
Izt is ajer zajt!
Lang wet dojern der winter
Friling is noch wajt...

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Das Gestern ist schon fort, das Morgen noch nicht da, es ist nur das bißchen Heute da. Darum stört es nicht mit Sorgen. Trinkt noch einen solange ihr am Leben seid, denn in der kommenden Welt wird man euch -so Gott will- nichts geben.

Die Gesellschaft für Jüdische Volksmusik in Petrograd publizierte das Lied als anonymes Volkslied im Jahre 1917. Textliche und melodische Passagen lassen auf einen chassidischen Ursprung schließen.

Schojn awek der nechtn, noch nito der morgn,
Ess is noch geblibn a bissele hajnt - to lomir sich nischt sorgn.

Chapt arajn a schnepssl, kol-sman ir sent bajm lebn,
Im jirze-haschem ojf jener welt - wet men ajch nischt gebn.

Musik:
Michel Gelbart ·
Text:
H. Roisenblat ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Don hat zwei schwarze Schläfenlocken und ist der beste Schüler der Schule, in die er jeden Tag geht. Donje hat zwei goldene Zöpfe und wird die Königin der Steppe genannt, in die sie jeden Tag eine Herde Schafe treibt. Die Beiden begegnen sich jeden Morgen, erröten, und schlagen verschämt die Augen nieder. Wenn Don dann in der Schule sitzt, verschwimmen die Buchstaben zu einer Herde Schafe. Und wenn Donje ihre Schafherde betrachtet, muß sie immerfort an die gelockten schwarzen Haare von Don denken.

Dieses lyrische Liebeslied fanden wir wie "Huljet, bejse wintn" (Titel 5) in einer amerikanischen Liedersammlung von Joseph und Eleanor Chana Mlotek. Es soll früher nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa populär gewesen sein.

Don hot zwej pejelech schwarze,
Donje zwej goldene zep,
Don is der ile fun Schtetl
Donje di malke fun sstep.

Don gejt baginen in klejsl,
doss ojg halb farchmaret fun schlof.
Donje mt sun ojf di bremen
zum sstep trajbt arojss ire schof.

Don bagegnt di passtuschke
un lost schtil di ojgn arop,
Donje farschemt tut a schmejchl,
un lost schtil arunter dem kop.

Don sizt bajm lernen un ss´zit sich
der tog epess lang on a ssof.
Ss´ducht im der blat is a lonke
di ojssjess - a tscherede schof.

Donje si hit sich ir sstade
gekrejslte lemer, un tracht:
Epess fun pejelech schwarze
gekrejslte, schwarz wi di nacht.

Don gejt togteglech in klejsl,
Donje togtegech in sstep,
Don hot zwej pejelech schwarze,
Donje zwej goldene zep.

Musik und Text:
anonym ·
Arrangement:
Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Percussion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Muess - Geld ist doch die beste Sache. Der Judenrat nimmt von uns Steuern, aber zu essen bekommen wir nur Brot und Zucker. Zu hause habe ich Orangen gegessen, heute essen mich die Läuse und Wanzen auf. Auch jüdische Polizisten kann man bestechen, um nicht ins Lager zu kommen. Wenn du also kein Geld hast, gib deine Lebensmittelkarte ab und laß dich im Buch der Legenden verewigen.

Durch die Zusammenarbeit mit der New Yorker Sängerin und Schauspielerin Adrienne Cooper lernten wir "Muess"kennen. Im Buch "Lider fun getos un lagern", steht zu dem Lied: gesungene kupletn in Warschewer geto ojf dem jidn-rat (forsizer Tscherniakow), ojf der jidischer polizaj un ojf andere aktuele temen. Hinter dem freundlichen Swing und dem eingeworfenen Schtiler Bulgar verbirgt sich ein bitterböser und ironischer Text.

Muess is di erschte sach.
Hosstu nit kejn muess, is tsu dir a klog,
Gib awek di bone un sog a gutn tog.
Muess is di besste sach.

Muess is di besste sach.
Di jidische gemine nemt fun unds danine
Un git doch unds tsu essn brojt mit ssacharine.
Muess is di besste sach.

Muess is di besste sach.
In der hejm hob ich gegessn pomerantsn,
Hajnt essn mich ojf di lojss mit di wantsn.
Muess is di besste sach.

Muess is di besste sach.
Der jidischer politsjant- er is doch a lobus,
Setst ajch ojf der maschine un schikt awek in obus.
Muess is di besste sach.

Muess is a gute sach.
Hosstu nit kejn muess, hob jach far dir a plan-
Gib awek di bone un rik sich in pinkertss kesstele aran.
Muess is an ejdele sach.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Hermerschmidt
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Ob Fun taschlich mit dem Taschlich Ritual zu Rosch ha Schana, dem symbolischen Sündenabwaschen durch das Taschen ausleeren am fließendem Wasser zu tun hat, ist nicht gesichert. Die Melodie stammt von einer Brandwein-Aufnahme vom 18.Februar 1926. Wir krempelten statt unserer Taschen die Melodie um und unterlegten sie mit Dojna zum Improvisieren, Hora zum Schwingen und schnellen Rhythmen zum Tanzen.

Musik und Text:
Morris Rosenfeld ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Violine; Hardy - Gesang; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Such mich nicht, wo Mirten grünen, Vögel singen, oder Fontänen spritzen. Dort wirst du mich nicht finden. Wo Leben an Maschinen verwelken, Zähne knirschen und Ketten klirren ist mein Ruheplatz. Und liebst du mich wirklich, dann komm zu mir und mach ihn mir süß, diesen Ruheplatz.

Morris Rosenfeld (1861-1923) war russischer Jude und wanderte 1886, in der Zeit der Massenemigration osteuropäischer Juden, nach Amerika aus. Dort verdiente er sein Geld als Konfektionsarbeiter. Einige Texte des Arbeiterdichters sind sehr populär geworden. Sein Lied Majn rue-plaz ist seit Gründung von Aufwind im Repertoire

Nit such mich wu di mirtn grinen,
Gefinsst mich dortn nit, majn schats.
Wu lebnss welkn baj maschinen,
Dortn is majn rue-plats.

Nit such mich wu di fejgl singen,
Gefinsst mich dortn nit, majn schats.
A schklaf bin ich, wu kejtn klingen,
Dortn is majn rue-plats.

Nit such mich wu fontanen schpritsn,
Gefinsst mich dortn nit, majn schats.
Wu trern rinen, tsejner kritsn,
Dortn is majn rue-plats.

Un libsstu mich mit warer libe,
To kum tsu mir majn guter schats.
Un hajter ojf majn harts, doss tribe,
Un mach mir siss majn rue-plats.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette; Heiko R. - Bass

Über die Berge kommen Tauben geflogen und genauso schnell, wie sie hergeflogen kommen, fliegen sie wieder davon. Genauso schnell sind auch meine jungen Jahre fortgeflogen. Ich fordere meine Brüder auf, mir die Pferde vor den Karren zu spannen, damit ich meinen jungen Jahren nachreisen kann. Auf einer großen, breiten Brücke erreiche ich sie, und flehe sie an, wenigsten für einen Moment zu mir zurückzukehren. Doch die jungen Jahre erwidern: Nein, wir kehren nicht zurück. Du hättest uns in deiner Jugend nicht so vergeuden sollen.

Bei einer ukrainischen Frau in Odessa, wo wir im Sommer 93 übernachteten, hörten wir das Lied, das der Platte ihren Titel gab. Die Frau sang es im Glauben, daß es ein bekanntes ukrainisches Lied sei. Ohne es zu wissen, sang sie neben Ukrainisch auch Jiddisch. Dies inspirierte uns, den Text anfangs in Jiddisch, und am Ende in Ukrainisch zu singen. Die ukrainische Version fanden wir bei der aus der Ukraine stammenden und seit 1932 in Kanada lebenden Sängerin Mariam Nirenberg. Eine sprachkundige Freundin half uns bei der Rekonstruktion des Textes. Die Dojna und der Gassn-nign sind aus der Sammlung des sowjetischen Ethnologen Mojsche Beregowski

Afn barg, ibern barg,
Flien tojbn, porn,
Ich hob noch gor kejn nachess nit gehat,
Awek majne junge jorn.

Schpant mir brider, di kare ferd,
Lomir lojfn, forn,
Efscher wel ich noch konen umkern
Majne junge jorn.

Ich hob bagegnt majne junge jorn
Afn brajtn brik.
Jorn, junge, kert sich um
Far ejn ojgnblik.

Nejn, nejn, nejn, mir weln nit gejen,
´ss is nito far wemen.
Hosstu gesolt jungerhejt
Asoj unds nit farschemen.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion

Wie erlangt man etwas Glück auf dieser Welt, die doch eigentlich für alle gleich erschaffen wurde? Du hast eine goldene Uhr und lachst über mich, weil ich keine habe. Doch morgen wirst du sie vielleicht zum Pfandleiher bringen und dann lach´ ich über dich. Denn das Rad dreht sich...

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Bandonion

Lied einer Näherin. Kaum daß ich mich schlafen lege, muß ich schon wieder mit meinen kranken Beinen zur Arbeit gehen. Die Nadeln stechen mich und aus den Fingern rinnt das Blut. Ständig bin ich hungrig, doch bitte ich um meinen Geld, heißt´s: vergiß es.

Musik:
Josef Czerniawsky ·
Text:
Scholem Alejchem (1859-1916) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Gesang, Gitarre

Gute und schlechte Zeiten wechseln einander ab. Mit dem Herbst beginnt der Chejder (=jüdische Elementarschule) und der Rabbi unterrichtet die Kinder wieder. An seiner Seite hat er einen Gehilfen, der mit Stoch und Laterne darauf achtet, daß die Kinder nicht einschlafen. Doch die träumen vom Eis, auf dem sie lieber herumschlittern würden, aber statt dessen werden sie geplagt mit den Sprüchen der Väter.

Scholem Alejchem gilt als Klassiker der jiddischen Literatur.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion

Ich bin ein Schneider - aber nähen kann ich nicht. Darum stelle ich mir ein Schild ins Fenster, daß ich Gewänder bügele. Doch dabei verbrennen sie mir. Ich bin ein Tänzer - aber die Schritte kann ich auch nicht. Zuletzt bin ich ein Musiker, doch Geige spielen kann ich nicht. Darum ist es besser, wenn ich nicht spiele.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Gesang; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Gitarre, Gesang

Unter einem kleinen Baum sitzen zwei Jungen und reden über ein Mädchen. Beide prahlen, wie sie um ihre Gunst geworben haben.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Gesang, Gitarre

Mein Herz sehnt sich so sehr nach dir, daß ich tagelang dein Gesicht küssen, und deine Hand halten könnte. Gestern war ich auf einer Hochzeit und sah dort viele schöne Mädchen. Doch keine war so schön wie du. Ach, lieber Gott, hör mein Verlangen: gib mir nur ein Häuschen im grünen Gras, wo ich mit meiner Liebsten wohnen kann.

Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang; Hardy - Gesang

Unser Städtchen brennt, Brüder. Und ihr steht mit den Händen in den Taschen und schaut nur zu. Geht! Löscht das Feuer! Wenn es sein muß, auch mit eurem Blut.

Mordechaj Gebirtigs bekannte Vision, geschrieben 1938 nach einem Pogrom in Przytyk.

Musik:
Scholem Secunda (1894-1974) ·
Text:
Aaron Zeitlin (1889-1973) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Gitarre

Auf dem Wagen liegt ein gefesseltes Kalb und beklagt sich. Erwidert der Bauer: warum bist du kein Vogel und fliegst davon? Arme Kälber muß man fesseln, verschleppen und schlachten; nur wer Flügel hat, ist keines Menschen Knecht. Und dazu lacht der Wind im Kornfeld.

Ein Lied, daß durch die Interpretationen von Donovan und Joan Baez in englischer Sprache weltbekannt wurde.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Bandonion, Gesang; Andreas - Gesang, Gitarre

Die Mutter ging auf den Markt um Kohlen und Kraut zu kaufen. Doch statt dessen bringt sie mir ein Mädchen mit schwarzen Augen, weißen Zähnen und schwarzen Haaren mit. Oh, was bist du für ein Kätzchen.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion

Ich sitze am Fenster, kämme und flechte meine Haare. Der Schuster und der Schneider gehen vorbei und behaupten, daß ich sie zum Narren halte. Und damit haben sie recht.

Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion

Wie geht es dir Mojschele? Dein Lachen erinnert mich an unsere Schulzeit und deinen Eigensinn, aus Trotz bei den Schlägen des Rabbis noch zu lachen. Und wie geht es deiner Schwester Rachel? Wir waren uns einmal sehr nah, doch dann kam Berele und plötzlich haßte sie mich. Und was wurde aus all den anderen Kindern? Alt sind sie geworden, wie schnell ist doch das Leben verflogen.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Gesang, Gitarre

Ein "unerfülltes" Liebe-lied.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Gitarre, Gesang

Warum bist du böse auf mich? Laß uns zum Wunderrabbi fahren, damit er uns segnet. Danach kaufe ich dir auf dem Markt Seide und einen Uhr mit einer Kette. Also sei mir nicht mehr böse, setz dich zu mir und gib mir einen Kuß.

Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Gesang, Gitarre

Trink das Glas aus, Bruder, das macht dich frisch und munter. Nun trink ich, fehlt mir noch etwas? Ich fühle mich wie ein König. Und wenn es dann im Kopf rauscht, pfeif´ ich auf die Welt und tanze.

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Gesang, Gitarre

Frühling soll sein. Und jüdische Bräute. Und Mütter. Und Frieden.

Musik:
Joseph Rumshinsky (1881-1956) ·
Text:
B. Bergholz ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Mandoline; Andreas - Gesang; Jan - Klarinette, Gesang; Heiko Lehmann - Bass

A glesele lechajim - ess schodt nit nehmen hajnt
wen me sizt baj a jontewdikn tisch.
A glesele lechajim - far frajndschaft un far frajnt
me sol schtendik nor munter sajn un frisch.
A glesele lechajim - far alt un jung woss sizn do,
un far jedern basunder woss sajnen hajnt mit unds nito.
A glesele lechajim - der becher ful mit wajn
far der sun, si sol schtendik mit unds sajn

A glesele lechajim - trinken mir azind
nor ojf simchess baj jedern fun ajch.
A glesele lechajim - far muter un far kind,
as mit nachess di mame sol sajn rajch.
A glesele lechajim - nit opschtejn sol fun ajch di schajn,
kejn schwarzer tog in lebn in der mischpoche sol nit sajn.
A glesele lechajim - is ojsstrinken kedaj
wen me set sich mit frajnd ojf doss naj.

Musik und Text:
anonym ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine, Gesang; Hardy - Gesang, Gitarre, Mandoline; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette, Gesang; Heiko Lehmann - Bass

"Der jiddischer nign er wet ejbik lebn,
asoj lang wi di welt wet schtejn."
Doss hot in sajn jerusche undser sejde gegebn,
fargessn weln mir doss kejnmol nejn.
Mit trern gebojgn iber der tojre
flegt der sejdnju singen un betn zum bojre:

"Hojdu la doj schem
ki le ojlom chassdoj.
Jojmar, jojmarnu jissroel:
Hojdu la doj schem
ki le ojlom chassdoj."

Geschtorbn di bobe, geschtorbn der sejde,
kejn Russland fartribn di kinder,
gebracht mit sich gornit ojsser dem nign,
nor hert sich zu wi der nign klingt azinder tow:
"Praschaj maschinka, praschaj katinka,
dajka pozelujemssja.
Praschaj maschinka, praschaj katinka,
dajka pomilujemssja.
Hej, hej, gore nje beda,
hej, hej, ja ljublju tebja,
praschaj maschinka, praschaj katinka."
Doss selbe lid men singt, ober wi fremd ess klingt:

"Hojdu la doj schem...

´ss wandertn dem sejdns kinder
kejn Amerike azinder,
dem nign fun sejdn singt men in frejdn,
´ss hot gor an ander klang:
"Sing haleluja oh baby sing haleluja and maybe
brother don´t bother - twist out to love us more.
Hi haleluja, I´m singin´ pray haleluja keep prayin´:
Angels in heaven will give us seven more.
Now everyone loves to sing,
so let your voices ring. Don´t be afraid of shout.
Here comes the melody - sing it in harmony: Let the devil out.
I tell you: sing haleluja oh baby, sing haleluja and maybe..."
´ss klingt izt frejlech oder nit
´ss is ober nit dem sejdns lid.

"Hojdu la doj schem...

Musik und Text:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gesang, Gitarre, Mandoline; Jan - Klarinette

Woss dergejsstu mir di jorn,
majne junge sisse jorn,
sog woss bisstu zugeschtanen hajnt zu mir,
sog woss bisstu zugeschtanen hajnt zu mir?
Oj wen ich wolt gewen frier wissn
as majn mame wet nischt weln dich far kejn schnur,
wolt ich di lipn mit di zejn farbissn, oj wej,
un kejn libe kejnmol nischt gefirt mit dir.

- Zu dajn mame hob ich gornischt!
Hosstu gornischt?
- Hob ich gornischt
wajl dajn mame is nischt schuldik in dem!
Wajl majn mame is nischt schuldik in dem.
- Nor gejn sol si iber di hajser
un farschlossn sol far ir sajn jeder tir!
Wajl zu kejn libe tor men sich nischt mischn, oj wej,
oj woss hot si gehat zu mir?

Du balejdik nischt di mamen,
un her schojn ojf asoj zu flamen,
wajl majn mame is nischt schuldik in dem.
- Wajl dajn mame is nischt schuldik in dem!
Un tomer mejnsstu as majn schwesster tut sich krimen,
kegn dir si hot mich ongeredt, ich schwer.
Sol ich schojn di poplekssje do bakumen, oj wej,
un fun ort sich nischt kenen rirn mer.

- Zu dajn schwesster hob ich gornischt!
Hosstu gornischt?
- Hob ich gornischt,
wajl dajn schwesster is nischt schuldik in dem.
Wajl majn schwesster is nischt schuldik in dem.
- Nor in schpitul ojf a betl sol si lign
un kejner sol sich nischt zurirn zu ir!
Wajl zu kejn libe tor men sich nischt mischn, oj wej,
oj woss hot si gehat zu mir?

Zi gedenksstu wen mir bejde
flegn jede nacht schpazirn,
un ´ss hot kejner nischt gewolt unds farschtejn,
un ´ss hot kejner nischt gewolt unds farschtejn.
Ober mir hobn bejde geschwojrn
sich zu nehmen in lebn un frejd.
Wajl zu kejn libe tor men sich nischt mischn, oj wej,
oj a ssof zu di zoress un lejd.

Musik:
Shoul Beresowaky (1908-1975) ·
Text:
Itzik Manger (1911-1969) ·
Arrangement:
Koch
Claudia - Gesang; Hardy - Gitarre

Unter di churwess fun pojln
a kop mit blonde hor,
der kop un ssaj der churbm
bejde senen wor.

Iber di churwess fun pojln
falt un falt a schnej,
der blonder kop fun majn mejdl
tut mir messukn wej.

Dolje, majn dolje, dolje, dolje majne.

Der wejtik sizt bajm schrajbtisch
un schrajbt a langen briw.
Di trer in sajne ojgn
is emessdik un tif.

Iber di churwess fun pojln
flatert a fojgl um,
a grojsser schiwe-fojgl,
er zitert mit di fligl frum.

Dolje, ...

Der grojsse schiwe-fojgl
- majn derschlogn gemit -
er trogt ojf sajne fligl
doss dosike trojer-lid.

Dolje, ...

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass
Musik:
Dov Seltzer (*1932) ·
Text:
Itzik Manger (1911-1969) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion; Heiko Lehmann - Bass

Kejner wejsst nischt, woss ich sog,
kejner wejsst nischt, woss ich wil.
Sibn majslech mit a mojs
schlofn ojfn dil.

Sibn majslech mit a mojs
senen ducht sich acht,
tu ich on dem kapelusch
un sog: "a gute nacht".

Tu ich on dem kapelusch
un ich los sich gejn.
Wu-ssche gejt men schpet baj nacht
ejninker alejn?

Schtejt a schenk in mitn mark
winkt zu mir: ´du jold?
´ch hob a fessele mit wajn,
a fessele mit gold´.

Efn schnel ich ojf di tir
un ich fal arajn:
"a gut jontew ale ajch
wer ir solt nischt sajn!"

Kejner wejsst nischt, woss ich sog,
kejner wejsst nischt, woss ich wil.
Zwej schikurim mit a flasch
schlofn ojfn dil.

Zwej schikurim mit a flasch
senen ducht sich draj.
Sajn a ferter do in schpil
lojnt sich? -nischt kedaj.

Tu ich on dem kapelusch
un ich los sich gejn.
Wu-ssche gejt men schpet baj nacht
ejninker alejn?

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass
Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass

Lejbke majn liber, doss wet kejn gutss nischt gebn,
du brengsst mit dajn akschoness mich fun geduld arojss.
Du must sich lernen tanzn -ich schwer baj undser lebn-
ele nischt is hajnt noch mit unds ojss.
Megsst sich sajn woss du bisst: a farbrenter zijenisst,
a bundojez. Wemen gejt doss on?
Ale isstn sajt a zajt, un ojch di agode lajt
tanzn tango un scharlesston!

Kum lejbke tanzn, schem sich nischt,
ich wel dich firn schrit baj schrit,
Schtel sich majn liber, akegn iber,
un hejb zusamen mit mir on.
Nem fesst arum mich lejbke.krojn,
doss wejss ich sicher, kennstu schojn.
Izt lomir schwbn, ach is asa lebn
wen ´ss tanzt a porl scharlesston.

Lejbke, di mener, sej richtik zu derkenen-
majn besster termometer is wen ich tanz mit sej.
Welche schojn bawajbte un welche fraj noch senen
doss dergej ich schojn bajm erschtn drej.
Wer ess is a fajner man, wer a lump, a scharlatan-
doss derken ich wen der tanz nor hejbt sich on.
Un derfar, lejbke-krojn, wel ich dir -un take schojn-
lernen tango un scharlesston.

Kum lejbke tanzn, ...

Musik:
Vladimir Shainsky (1925-2017) /traditionell ·
Text:
Josef Kerler (1918-2000) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass

Wen ich nem a bissele jasch,
fink´lt alz un glanzt.
´ch gib a worf di pusste flasch,
un ich gej a tanz.

Oj, zukersiss, halt mir baj di hent,
flechtn bejgelech di fiss, di neschome brent.

Woss mir dajgess, wer mir sorg?
Schtrof nit far di rejd.
Gib mir gotenju ojf borg
chotsch a tropn frejd.

Oj, zukersiss, ´ss rejdele sich drejt.
´ss kosstn zoress halb umsisst - schpringt zesezterhejt.

Wen ich nem a bissele jasch,
bin ich gornit der.
´ch gib a worf di pusste flasch
un ich gej a scher.

Oj, zukersiss, halt mir baj di hent,
flechtn bejgelech di fiss, di neschome brent.

Musik:
Alexander Olshanetzky (1892–1946) ·
Text:
Mojshe Ojsher (1907-1958) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass

Unter bejmer wakssn grosn, aj lu lu ...,
un di bejse wintn blosn, schlof-ssche sunenju.
Siz majn kind nit baj dem fensster,
wajl du kennsst dem wint derfiln,
un ich wil nit, du majn schejnsster
solsst cholile sich farkiln.
Himl is schojn chmarne schwarz -
punkt asoj wi do baj mir in harz.
Unter bejmer wakssn grosn, aj lu lu ...,
un di bejse wintn blosn, schlof-ssche sunenju.
Aj lu lu, schlof-ssche majn kind, oj harz majnss,
aj lu lu, blajb mir gesunt.

Musik:
traditionell ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; Heiko Lehmann - Bass
Musik und Text:
Pejssachke Burstein (1896-1986 ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Gesang, Gitarre; Andreas - Bandonion; Heiko Lehmann - Bass

Ich mach kunzn in der gass,
a jeder macht fojl sich schpass.
Wen di glider tuen wej -
ich tanz un lach un schraj.
Majn masl is mir schlecht,
ich wander teg un necht
ejnsam elnt wi a schtejn,
sog ich zu sich alejn:

A gassn singer bin ich,
a jeder ken mich gut,
on klejder, borwess on schich,
a jeder zapt majn blut.
Bradjaga schrajt men ojf mir -
doss harz tut wej,
di schand in jeder minut
ess wert farzapt mir majn blut
fun dem geschrej.

LOMP NOCH NIT FARLOSCHN

Der Punkt auf dem "i" ihres Schriftzuges ist keine stilisierte Fahne oder Flamme, sondern ein Jud, der zehnte Konsonant des zweiundzwanzig Schriftzeichen, fünf Finalbuchstaben nicht mitgerechnet, umfassenden hebräischen Alphabets, in dem - von rechts nach links zu lesen - alles geschrieben steht, was sich auf dieser Platte an Text vernehmen läßt.

"Lomp noch nit farloschn" haben Claudia Koch, Hardy Reich, Andreas Rohde und Jan Hermerschmidt - kurz: die seit kürzerem musikantisch so überzeugend existierende Gruppe AUFWIND - ihre erste LP überschrieben.Die Titelzeile steht mit Vorbedacht in den hebräischen Lettern des Originaltextes von Sishe Weinper. Seine zum Liedtext verdichtete und von Mojsche Rauch vertonte Liebeserklärung an die jiddische Muttersprache, hat die samt und sonders nichtjüdischen Akteure dieser Gruppe bei der Fahne jiddischer Sprech- und Musizierweise gehalten. Einer Fahne, die - allgemeiner Geschichtsschreibung folgend - spätestens hinsank, als fünf Millionen mittel- und osteuropäischer Juden, deren Muttersprache Jiddisch war, unter überwiegender Mithilfe oder Duldung durch unsere unmittelbaren Vorfahren ermordet wurden. Mit den Hingemordeten verlor die Welt unwiederbringlich einen nicht unbedeutenden Teil ihres geistig-kulturellen Reservoirs. Sishe Weinpers Text, in Umschrift nachlesbar auf der Plattenschutzhülle, spiegelt etwas vom Glanz des verlorenen Reichtums. Er spricht in seiner nationalen Innigkeit wider alle nationale Borniertheit und Ausschließlichkeit.

Die "Aufwinds", nachgeborene Kinder dieser 1949 vehement und extrem konsequent gegen Auschwitz und allen Faschismus gegründeten anderen deutschen Republik, haben ihren Geschichtsunterricht nicht verschlafen. Im Gegenteil, sie haben sich auch durch seine Nebensätze, durch manche Unzulänglichkeit, geistige Verlegenheit und falsche Betonung aufrütteln und bewegen lassen, dort anzusetzen und nachzuforschen, wo noch jeder Schulunterricht endet: außerhalb des Lehrgebäudes und seiner festen Mauern.

Vagantenhaft ungeniert, haben sie sich auf Fahrten durch Polen und Rumänien bei Sterblichen und Sterbenden kundig gemacht. Israil Bercovici, ein im Januar 1988 verstorbener großer Dichter jiddischer Zunge, hat Claudia, Hardy und Andreas in Bukarest, wenige Monate vor seinem Tod, wie eigene Kinder aufgenommen. Sie haben ihm stundenlang vorgespielt, er hat sie stundenlang gewähren lassen. Unglücklich glücklich angesichts der Tatsache, daß seinem einst gänzlicher Vernichtung preisgegebenen jüdischen Volk aus dem Volk der ordentlichen Deutschen wohltuend unordentliche Kinder wie diese erwachsen würden: verständig genug und willens, das schwer Rettbare zu retten, das Unaufhaltsame wenigstens für sich und ihre Zeit aufzuhalten...

Im Februar 1989 schlug für Claudia, Hardy, Andreas, Jan und Heiko eine weitere Sternstunde: Giora Feidman, "The King Of Klesmer-Music", "The Singing Clarinet", der lebende Inbegriff eines jüdischen und vom Judentum beseelten Spielmanns, machte bei Jalda Rebling Station. Und Jalda hatte eingeladen, wen immer sie als Vermittler jiddischer Musikkultur hierzulande kannte. Ihre kluge Freundlichkeit ließ den Abend auch zu einem Abend der Gruppe AUFWIND werden: Giora Feidman extemporierte zwei Stunden lang hinreißend und hingerissen mit den fünf Klesmorim. Im Anschluß an eine gemeinsame musikalische Improvisation erwies er ihnen unverhohlen seine Reverenz. Nicht, weil sie überragend gut gewesen wären, sondern weil sie wirklich gut werden könnten...

Daß die Gruppe um Claudia und Hardy in sehr anspruchsvoller Bescheidenheit darum weiß, ermutigt mich, ihr Zukunft zu prophezeien. Die Zukunft, die sie hat, sucht sie mit Leidenschaft und Akribie in der überzeugenden Vergegenwärtigung des vermeintlich Vergangenen und Verklungenen. Auch so gewinnt Gegenwart Dauer. "Lomp noch nit farloschn..."

Jürgen Rennert
(Text des Plattencovers, Ost-Berlin 1989)

Musik und Text:
Mordechaj Gebirtig (1877-1942) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Gitarre, Bandonion; André Loos - Bass

Oj, nem guter klesmer dajn fidl in hant
un spil mir doss lidl fun goldenem land.
Amol flegt majn mame mit harz un gefil
doss lidl mir singn. Oj, schpil ess mir, schpil!

Un her ich doss lidl, dan schwebt far mir bald
majn tajere mame, ir liblech geschtalt;
ir harziker schmejchl, ir zertlecher blik -
sej wekn mir ojf majn fargangenem glik.

Amol is gewen in a goldenem land
a kluger ben-jochid, a schejner briljant...
Si singt un ess tiktakt dem sejgerss umru
un ´ss wigele hojdet sich - aj-lju-lju-lju.

Un her ich doss lidl, doss sisse gesang,
dan wet ojfn harz asoj umetik bang -
un ´ss wilt sich, wi majn mame mit harz un gefil,
doss lidl mir singn - oj schpil ess mir, schpil!

Musik und Text:
Michael Gordon (1823-1890) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Hardy - Gesang, Gitarre, Mandoline; Claudia - Violine; Jan - Klarinette; André Loos - Bass

B´schass der schadchen is amol gekumen zu majn sejdn
dem tatn mit der mamen a schidech redn -
oj, hot men geredt un geredt un geredt, nor umsisst,
bis doss glesele maschke hot sich arajngemischt..

Zulib maschke is geworn der schidech geschlossn,
der tate is geworn der mamess chossn, aj da daj...

Zulib maschke hot der tate mit der mame chassene gehat,
men hot getrunkn di maschke a ganzischke nacht...
Oj, di klesmer hobn geschpilt mit a ganz fajnem ton,
men hot genumen di kalle inmitn der kon...

Zulib maschke hot der tate di mame genumen,
zulib maschke bin ich ojf der welt gekumen, aj da daj...

Ich gedenk noch, woss is gewen baj majn briss,
di maschke is nit gewen arop dem tisch.
Ale hobn sich gewutschn a ganz fajnem, a schejnem, a gesuntn masltow,
as ich sol ojsswakssn a grojsser row.

Zulib maschke hot der tate...

Musik:
Claudia Koch ·
Text:
Scholem Alejchem (1859-1916) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion

Schlof, majn kind, majn trejsst, majn schejner,
schlof-she lju-lju-lju!
Schlof majn lebn, majn kaddisch ejner,
schlof-she sunenju.

Baj dajn wigl sitzt dajn mame,
singt a lid un wejnt,
wesst amol farschtejn misstome,
woss si hot gemejnt.

In Amerike is der tate
dajner, sunenju,
du bisst noch a kind lessate,
schlof-she, schlof, lju-lju!

In Amerika is far jedn,
sogt men, gor a glik,
un far jidn a gan-edn,
epess an antik.

Dortn esst men in der wochn
chale, sunenju,
jajchelech wel ich dir kochn,
schlof-she, schlof, lju-lju.

Er wet schikn zwanzig doler,
sajn portret derzu,
un wet nehmen, lebn sol er,
unds ahinzuzu.

Bis ess kumt doss gute kwitl,
schlof-she, sunenju,
schlofn is a tajer mitl,
schlof-she, schlof, lju-lju.

Musik und Text:
Nochem Sternheim (1879-1942) ·
Arrangement:
Koch / Rohde
Andreas - Gesang, Gitarre; Claudia - Violine; André Loos - Bass

Ich dermon sich in dem frajtik ojf der nacht,
oj, woss far aschiress.
Der tate mit di kinder salbe acht,
flegn singen smiress.
Flegt der tate sich aweksezn zubomken mit a lefele,
gebn mitn fingerl a knak,
flegt di bobe mitn gojderl schoklen mitn kepele,
oj-wej, wi geschmak, oj-wej, wi geschmak.

´ss is schabbes, hajnt in cheder gejt men nit,
oj, a fargenign,
der tate gejt fun dawnen trit baj trit
un murmlt schtil a nign.
Flegt der tate sich aweksezn farhern di gemore
un gebn mir a knipele in bak.
"Ess waksst a talmid-chochem", flegt er sogn, "kejn ajn-hore..."
Oj-wej, wi geschmak, oj-wej, wi geschmak.

´ss flegt kumen der schabbes ojf der nacht,
flegn mir sich in di winkelech farrukn,
di mame schtejt bajm fensterl fartracht
di bobe tut in ´´tzene-rene´ kukn.
Flegt di bobe unds derzejln a majsse fun draj pritzimlech,
woss blondshen in der finster mit a hak,
flegn kinderlech bagissn sich mit trerelech wi perelech -
oj-wej, wi geschmak, oj-wej, wi geschmak.

Musik:
traditionell / Abe Schwartz (1881-1963) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violine; Hardy - Mandoline; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinetten; André Loos - Bass
Musik:
traditionell/Claudia Koch ·
Text:
anonym ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; André Loos - Bass

Indrojssn gejt a drobinker regn,
oj, di wolknss sej hobn sich farschprejt.
Sint ich hob nor di bekeraj derkent,
asoj hot sich mir der kop fardrejt.

A mil as si molt, molt si kessejder,
far ir opschtel is nito a minut.
Kukt nor on doss klejnsste bekerjingl,
zi farmogt er den a tropn blut?

Der beker mit der bekern sej kumen in di bekeraj,
lojt sejer rajchtum un lojt sejer schtejger:
Si gejt ongeton mit a por briljantn-ojringen
un er mit a goldenem sejger.

Musik:
traditionell/Naftule Brandwine (1889-1963) ·
Text:
Chajm Tauber (1901-1972) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Hardy - Gesang; Claudia - Violine; Andreas - Bandonion

Motl, der oprejter,
in shop dort schtendik nejt er,
ale jorn drejt er dort in shop.
Er schpilt di katarinke
un schwizt baj der maschinke.
Motl is a wojler jungerman.

Motl hot a wajb un kinder zwej,
schwer un biter arbet er far sej.
Un wajl Motl arbet schwer,
fardint der boss alz mer,
un Motl blajbt derselber oreman.

Woss-she wil der Motl,
der oprejter Motl?
Er wil nit kejn rajchkejt oder gelt,
er wil far wajb un kinder brojt
un amol a schuch, a klejd.
Motl wil kejn ssach nit fun der welt.

A schtrajk hot ojssgebrochn,
schojn ganze zwelef wochn,
un Motl is a guter junjen-man.
Motl der oprejter
as men schikt im, gejt er,
un mit ale in der piket-lajn.

In schtub sajn wajb un kinder zwej,
un nischto kejn schtikl brojt far sej.
Tut Motl wej doss harz,
alz kukt arojss zu im schwarz.
Er drejt lebn schop mit a ssajn.

In piket-lajn schtejt Motl,
un a gengsster mit a bottl
´barfalln hot im dort inmitn gass,
mitn flasch, woss er´t gehaltn,
hot er Motlss kop zeschpaltn...
In sajn ejgn blut wet Motl nass.

Geworn is a tuml, a geschrej,
gebracht im zu sajn wajb un kinder zwej,
Sej wejnen, gissn trern,
nor Motl ken nischt hern:
Motl hot geendikt schojn sajn dshob.

Woss-she wilt der Motl,
der oprejter Motl?
Er hot nischtgewolt kejn aschiress un kejn gelt,
er´t gewolt far wajb un kinder brojt,
izt ligt schojn Motl tojt.
Motl hot geendikt schojn sajn dshob.

Musik:
traditionell/Naftule Brandwine (1889-1963) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Violinen; Hardy - Mandoline; Jan - Klarinetten; André Loos - Bass
Musik:
Michael Gordon (1823-1890) ·
Text:
Abraham Reisen (1875-1953) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Bandonion; André Loos - Bass

"Oj, mame, ch´wil abissl milch,
´ss is trukn mir majn gumen."
"Majn kind, a bejser passtech hot
di ale ki farnumen."

"To gib mir, mame, brojt a biss,
dem hunger mir zu schtiln."
"Nito, majn kind, a wasser hot
fartrunken als miln.

A wasser wild, a wasser rojt
hot sej aropgetrogn,
un ale milner sejnen izt
awek in feld sich schlogn."

"To wu-she is der tate izt,
er sol unds essn krign?"
" Der tate is awek mit sej
a ssojne zu basign.

Der tate is ojch izt in feld.
Du hersst majn kind a brumen?
Er is awek, er is nito,
wer wejss zi wet er kumen..."

Musik:
traditionell ·
Text:
Abraham Reisen (1875-1953) ·
Arrangement:
Koch
Hardy - Gesang; Claudia - Violine

Ich wejss nit, woss hob ich, ich wejss nit woss felt mir,
Ich wejss nor, di lichtike sun is farschtelt mir.

Ich wejss nit, woss sing ich, zi libe zi zorn,
Ich wejss nor, majn harz is farssarftet geworn.

Ich wejss nit, zi leb ich zi bin ich geschtorbn,
Ich wejss nor farschimlt is alz un fardorbn.

Musik:
traditionell ·
Text:
Hermann Jablokoff (1903-1981) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre; Andreas - Gitarre, Bandonion; Jan - Klarinette

A kalte nacht, a nepldike, finsster umetum,
schtejt a jingele fartrojert un kukt sich arum.
Fun regn schizt im nor a want,
a koschikl holt er in hant
un sajne ojgn betn jedn schtum:
Ich hob schojn mer kejn kojech nischt, arajnzugejn in gass,
hungerik un opgerissn, fun dem regn nass,
ich schlep arum sich fun baginen,
kejner git nischt zu fardinen,
ale lachn, machen fun mir schpass.

Kupitje, kojft-sshe papirossn,
trukene, fun regn nischt fargossn.
Kojft-sshe bilik benemoness,
kojft un hot ojf mir rachmoness.
Ratewet fun hunger mich azind.
Kupitje, kojft-sshe schwebelech, antikn,
dermit wet ir a josseml derkwikn.
Umsisst majn schrajen un majn lojfn,
kejner wil baj mir nischt kojfn,
ojssgejn wel ich musn wi a hunt.

Majn tate in milchome hot farlojrn sajne hent,
majn mame hot di zoress mer ojsshaltn nischt gekent.
Jung in kejwer sej getribn,
bin ich ojf der welt geblibn
umgliklech un elnt wi a schtejn.
Breklech klojb ich ojf zu essn
in dem altn mark,
a harte bank is majn geleger in dem kaltn park.
Un zi derzi di poliziantn
schlogn mir mit schwerdn kantn,
sej rirt nischt majn gebet un majn gewejn.

Kupitje, kojft-sshe papirossn...

Musik:
Scholem Secunda (1894-1974) ·
Text:
Aaron Lebedeff (1873-1960) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Hardy - Gesang, Gitarre; Claudia - Violine; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette

Kejn Amerike zu kumen, hob ich kejn mi geschport,
ch´hob gedenkt a row zu wern un farlosn sich a bord,
ch´hob gehat zwej schejne pejess, wi jeder frumer jid -
zum ssof onschtot di bord hob ich di pejess ojchet nit.
Wet ir mir fregn: S´tajtsch? Wi ken doss sajn?
Der terez derfun is, libe frajnt, derbaj:

Wot ken ju mach? Ess is Amerike!
Do in land do putzt men sich asoj.
Wot ken ju mach? Ess is Amerike!
Afile der jid hot dem ponim mitn goj.
As fun pejess do set men baj kejnem nit kejn schpor,
do trogn sich di pejelech ale mejdlech gor,
wot ken ju mach? Ess is Amerike,
ss´is Amerike, un wot ken ju mach?
As do in Amerike is alzding farkert,
di mener - sej schejwn sich, un baj di wajber schprotzn berd,
wot ken ju mach? Ess is Amerike, un "bolsche nitschewo"!

In Jurop hobn chassene junge mejdlech gor,
un nacher hobn sej kinder, wi ess firt sich, punkt zum jor,
in Amerike is gor andersch, me nemt sich zajt on schir -
m´hot chassene do schpeter, nor di kinder hot men friher.
Wet ir mir fregn: S´tajtsch? Wi ken doss sajn?
Der terez derfun is, libe frajnt, derbaj:

Wot ken ju mach? Ess is Amerike,
do ken passirn alz, sog ich ajch,
wot ken ju mach? Ess is Amerike,
as do ajlt men sich doch mit a jeder sach.
Do sucht men zu ssejwn expenssess af gewiss,
derfar macht men di chassene zusamn mitn briss!
Wot ken ju mach? Ess is Amerike, ess is Amerike, un wot ken ju mach.
As chossn-kalle fun der chupe ahejm nor me gejt,
is schojn dortn a wigele mit a kind ojch ongegrejt!
Wot ken ju mach? Ess is Amerike, ss´is Amerike alejn un "detss oll"!

Musik:
Herts Rubin (1911-1958) ·
Text:
Itzik Manger (1911-1969) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Violine; Hardy - Gitarre, Gesang; Andreas - Bandonion, Gesang; Jan - Klarinette; André Loos - Bass

Lomir singen doss schejne lid,
hajdl, didl, dam,
wi di goldene pawe flit
ibern schwarz jam.
Un trogt a libess-briwele,
a schejness libess-briwele,
far dem Rabbejnu Tam.

Wer hot geschribn doss briwele?
Hajdl, didl, daj -
geschribn hot doss briwele
di malke fun terkaj.
Geschribn ess mit rojtn tint
un farchassmet ess geschwind
mit hejsse trern draj.

Woss schtejt geschribn in briwele?
Hajdl, didl, du -
"Rabbejnu Tam ich libe dich,
woss-sshe schwajgsstu, nu?
Ich esse nischt´, ich trinke nisch´,
ich wer zesezt fun benkenisch,
ich habe nischt kejn ru."

Woss-sshe tut Rabbejnu Tam?
Hajdl, didl, de-
Er glet di peje un di bord
un macht draj mol "fe..."
Un doss zigele in schtal,
un doss wajsse zigele
helft im unter "me..."

Nu, un si, di rebbezin?
Hajdl, didl, doj -
si klapt im mitn walgerholz
un sogt zu im asoj:
"Schikssess lign dir in sin,
nu un jach un jach wu bin,
dajn hejss-gelibte froj?

Treft, wer ´ss hot doss lid gemacht?
Hajdl, didl, dam -
A schnajderjung hot ess gemacht
l´kowed dem Rabbejnu Tam.
Un schabbess zwischn tog un nacht
hot a letz arajngelacht
akurat zum gram.

Musik:
Alexander Olschansky (1892-1946) ·
Text:
Efraim-Lejb Wolfson (1867-1946) ·
Arrangement:
Koch / Reich / Rohde
Hardy - Gesang, Gitarre; Claudia - Violine; Andreas - Bandonion; Jan - Klarinette; André Loos - Bass

Wilne, schtot fun gajsst un tmimess,
Wilne, jiddischlech fartracht,
wu ess murmlen schtile tfiless,
schtile ssojdess fun der nacht.
Oftmol se ich dir in cholem,
hejssgelibte Wilne majn,
un di alte Wilner geto
in a nepldikn schajn.

Wilne, Wilne, undser hejmschtot,
undser benkschaft un bager.
Ach, wi oft ess ruft dajn nomen
fun majn ojg arojss a trer.
Wilner gesslech, Wilner tajchn,
Wilner weldl, barg un tol,
epess najert, epess benkt sich
noch di zajtn fun amol.

´ch se dem weldele Sakreter
in sajn schotn ajngehilt,
wu gehejm ess hobn lerer
undser wissndorscht geschtilt.
Wilne hot dem erschtn fodem
fun der frajhejtsfon gewebt
un di libe kinder ire
mit a zartn gajsst balebt.

Wilne, Wilne...

Musik:
Mojsche Rauch (1910) ·
Text:
Sishe Weinper (1892-1957) ·
Arrangement:
Koch / Reich
Claudia - Gesang, Viola; Hardy - Gitarre; Andreas - Gitarre, Bandonion; Jan - Klarinette; André Loos - Bass

Loschn majnss is jiddisch
ful mit paschtess, un
rachwessdik, negidisch,
warem wi di sun..

Hemschech is majn s´chije,
kijem is majn lid,
majn gesang: alije
zu dem mentsch un jid..

Mentschn un leschojness,
loschn is der mentsch -
mentschelechkejt di krojn is,
sing zu ir un bentsch..

Felker in harmonje,
libschaft zwischn sich -
schtralndike ssimfonje,
un in ir ojch ich..

Lomp noch nit farloschn,
se, er glit noch, glit,
jiddisch is majn loschn,
jiddisch is majn lid.

Chronik

Jüdische Kulturtage Berlin
1990-1993, 1995 und 2002
Klezmerfestival Safed/Israel
1990 und 1991
Folk- und Poesiefestival Faenza/Italien
1991
Jüdische Kulturtage München
1991, 1994 und 2009
KlezKamp New York/USA
1993
Schleswig-Holstein-Festival Salzau
1994
Klesmersalon Hannover
1996
Jewish Festival Amsterdam/Niederlande
1996
Symphony Space, Broadway, New York
1997
Tanz- und Folkfest Rudolstadt
1998
Hessen Jazz Festival Idstein
1999
Fest der Innenhöfe Freiburg/Br.
1999, 2000 und 2007
ASHKENAZ Festival, Toronto/Kanada, 1999
1999
Jiddische Musik- und Theaterwoche, Dresden
1999 und 2009
7. Internationales Klezmer Festival, Fürth
2000
Feuer und Wasser, Gifhorn
2000
Festival Begegnungen, Straßbourg, Frankreich
2000
Teatro La Plaza Buenos Aires, Argentinien
2000
Europe Musikfestival Angermünde
2002
Goethe-Institute Lissabon/Portugal
2002
Synagogenkonzerte Istanbul/Türkei
2003
Internationale Musiktage Koblenz
2003
Ökumenischer Kirchentag Berlin
2003
Festival Brüssel/Belgien
2003
Internationales Klezmer Festival Heppenheim
2005
Liederflut Grimma
2005
Bremer Klezmerfest
2005, 2007, 2010
KlezMore Wien
2006 und 2014
Perleberg Festival
2006
Europafest Berlin
2007
Yiddish Summer Weimar
2007
Schlössernacht Potsdam
2007
Musikfesttage Hoyerswerda
2008
Jüdische Kulturtage Worms
2008
Akkordeon Festival Wien
2009
Philharmonie Berlin
2009
Konzerthaus Berlin
2010, 2012
Literaturtage Osterburg
2010
Bamberger Klezmertage
2011
Schloßkonzerte Gifhorn
2012
Krämerbrückenfest Erfurt
2013 und 2014
Mettnau Summernights am Bodensee
2014
Klezmernacht Bremen
2015
Klezmernacht Magdeburg
2015
Tage der Jiddischen Kultur Berlin
1987-1996, 2017
Kirchentag Berlin/Wittenberg
2017
Synagogenkonzerte Vöhl
2000, 2001, 2004, 2008, 2011, 2014 und 2019
Klesmerfestival Salzgitter
1998, 2009 und 2022
Tage der jüdischen Kultur Chemnitz
1992-97, 1999, 2001, 2005, 2009, 2014, 2021 und 2023
11. Lange Nacht des Klezmer Erfurt
2023

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